Reisezeit und Klima
Das chilenische Seengebiet liegt in der Región del Biobio, weiter südlich schließt sich die Regiòn de la Araucanía mit ihren Vulkanen und Aurakanienwäldern an, gefolgt von den Regiónes de Los Rios, Los Lagos und Aysén, durch die die Carretera Austral verläuft. Alle diese Regiónes (chilenische „Bundesländer“) liegen im nördlichen Teil Patagoniens, das sich vom Fluss Bio Bio bis nach Feuerland erstreckt.
Aufgrund der großen Nord-Süd-Ausdehnung und der abwechslungsreichen Geografie ist auch das Klima sehr vielfältig. In ganz Patagonien herrscht kühl-gemäßigtes Klima, das Richtung Süden immer kälter und niederschlagsreicher wird und das Fenster der optimalen Reisezeit immer enger fasst. Generell herrschen günstige Bedingungen zwischen Oktober (Frühjahr) bis April (Herbst), Hauptreisezeit ist jeweils von Ende Dezember bis Anfang März. Im Norden wird es ab November häufig schon sommerlich warm, Badewetter ist ab Januar. Nach Weihnachten bis Mitte Februar herrscht dann in der Seenregion Hochbetrieb, die Straßen sind mitunter verstopft und touristische Sehenswürdigkeiten überlaufen – Ferienzeit in Chile. Ganz im Süden und in höheren Lagen hingegen muss rund um das Jahr mit Schneeregen und Frost gerechnet werden. Hinzu kommt ein erhebliches Niederschlagsgefälle Richtung Osten, da sich die feuchtigkeitsbeladenen Winde westlich der Anden stauen und dort abregnen. Besonders regenreich sind zum Beispiel der Pumalin-Nationalpark oder die Regenwälder rund um Villa O’Higgins. Auf manchen Pässen fallen über 5.000 mm Niederschlag pro Jahr, das ist zehn mal mehr als in Leipzig. Östlich der Anden und rund um den Lago General Carrera hingegen ist das Klima sehr trocken und die Vegetation halbwüstenartig.
Der Wind weht meist aus Westen, hat also keinen nennenswerten Einfluss auf die Routenwahl. Wer jedoch weiter Richtung Feuerland will, ist gut beraten im Norden zu starten! Weiter landeinwärts drehen die Winde meist Richtung Nordwest und beschleunigen in der offenen Pampa auf Orkanstärke. Überhaupt sind östlich der Anden starke Föhne (Fallwinde) an der Tagesordnung.
Anreise
Die nächsten internationalen Flughäfen sind weit weg: Buenos Aires oder Santiago de Chile. Eine gängige Variante sieht den Weiterflug nach Puerto Montt (nördlicher Startpunkt) vor, alternativ lässt sich die Strecke im Bus zurücklegen – oder natürlich auf dem Fahrrad.
Schwieriger als die An- gestaltet sich die Abreise, denn wer am Ende der Carretera im Dörfchen Villa O’Higgins angekommen ist, steckt in Chiles südlichster Sackgasse fest. Eine Variante für den Rückweg sieht den Bus nach Puerto Chacabuco vor, von dort ließe sich eine Fähre (22 h) nach Puerto Montt besteigen. Innerhalb weniger Tage lässt sich allerdings auch das argentinische Städtchen El Chaltén erreichen, von dort fahren Busse in argentinische Großstädte. Ein paar hundert Kilometer weiter südlich liegt El Calafate und damit der nächste größere Flughafen mit Verbindungen nach Santiago oder Buenos Aires. Der Reiz dieser zwei Varianten: unterwegs passiert man die spektakuläre Bergwelt des Parque Nacional de Los Glaciares bzw. den Perio-Moreno-Gletscher bei El Calafate.
Die Route lässt sich natürlich auch in entgegengesetzter Richtung, also von Süden her in Angriff nehmen. Wer jedoch in Punta Arenas oder El Calafate startet, muss mit furiosen Gegenwinden in der Pampa rechnen – besser ist es, den Bus nach El Chaltén zu nehmen.
Einreise
Als deutscher Staatsbürger erhält man problemlos Visa on Arrival für Chile und Argentinien kostenfrei für 90 Tage sowohl am Flughafen als auch an den lokalen Grenzübertritten. Vorsicht: aus umwelthygienischen Gründen ist es streng verboten, frische Lebensmittel, getrocknete Wurstwaren oder Früchte, Käse u.a.m. nach Chile einzuführen. Wir reisten insgesamt dreimal über die chilenische Grenze, das Gepäck wurde stets mehr oder weniger ausführlich kontrolliert. Es drohen empfindliche Strafen.
Geld
Ein Euro entspricht derzeit etwa 800 Chilenischen Peso (die Währung ist stabil) bzw. 65 Argentinischen Peso (instabile Währung mit starker Inflation). Geld lässt sich in den größeren Städten der Seenregion problemlos mit Visa-Karte abheben, EC wird seltener akzeptiert. Weiter südlich wird die Besiedlung dünner und die Infrastruktur mangelhafter. Geldautomaten finden sich zum Beispiel in Coyhaique, Puerto Rio Tranquilo und Cochrane, nicht jedoch in Villa O’Higgins. Aufgrund der fortschreitenden Entwicklung dieser Region wird sich die Situation sicherlich stetig ändern. Vorsicht bei Abstechern nach Argentinien: die Wirtschaft steckt in einer Dauerkrise, Geldautomaten liegen unvermittelt „trocken“ oder werden gesperrt und die Versorgung mit frischen Noten ist keineswegs sicher. Am besten, ausreichend Bargeld mitführen! Um hohe Abhebegebühren zu umgehen, nutzen wir Western Union in Argentinien.
Die Lebenshaltungskosten in Chile sind recht hoch, besonders die Hauptstadt Santiago ist so teuer wie eine deutsche Großstadt. Da wir meist zelten und uns selbst verpflegen, kommen wir mit insgesamt 20 Euro (für uns beide zusammen) gut aus.
Sprache
Landessprache ist Spanisch. Einige im Tourismus Beschäftigte können auch (etwas) Englisch, darauf verlassen sollte man sich jedoch nicht. Und: Wer Spanisch spricht, erhält leichter Informationen über aktuelle Strecken- und Wetterbedingungen sowie deutlich mehr Einblicke in den Lebensalltag der Einheimischen.
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1 Kommentar
Nancy Kattner | 09.Nov.2019, 10:25
Liebe Claudia, Dein Eintrag ist ganz großartig geschrieben und enorm informativ. Es hat sehr viel Spaß gemacht ihn zu lesen und ich freue mich schon riesig auf meine Reise nach Chile. Ich habe hin und her überlegt, ob mit oder ohne Rad. Gerade war ich 4 Monate mit dem Rad im Balkan unterwegs. Ich habe mich aber gegen das Rad entschieden, um mich mehr auf das Wandern konzentrieren zu können. Nun bin ich wieder am Schwanken. Liebe Grüße und alles Gute Nancy