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tapir Testteam
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19. Oktober 2016
Daunenschlafsäcke gibt es wie Sand am Meer. Immer wieder stellen wir uns im tapir daher die Frage, welche Produkte wir ins Sortiment aufnehmen möchten und welchen Platz sie dort einnehmen sollen. Isabel war für das tapir-Testteam unterwegs und hat eins unserer Warmpeace „Viking II 600″er-Modelle mit ins Val Grande nach Norditalien genommen. Das Spannende: Isabel ist bekennende Frostbeule, der Viking ein Middle-Range Schlafsack. Ob er den hohen Anforderungen an Loft und Handling gerecht wird, erfahrt ihr hier in ihrem Testbericht.
Der Viking II 600 ist ein Daunenschlafsack der tschechischen Firma Warmpeace und der große Bruder des Viking II 300. Er ist in drei Größen (für Körpergröße 170 cm, 180 cm und 195 cm) sowie in einer Wide Variante verfügbar. Pärchen (oder auch andere Menschen, die sich einfach gern haben), können zwei Schlafsäcke mit entgegengesetzten Reißverschlüssen zusammen zippen.
TESTBEDINGUNGEN
Der Viking II 600 wurde auf einer knapp einwöchigen Tour in den italienischen Alpen Anfang Oktober getestet. Es war kühl, wenn auch nicht brachial kalt. Die Temperaturen gingen nachts bis etwa 0 °C. Geschlafen wurde auf einer älteren Prolite Plus (R-Wert 3,4) sowohl im Zelt mit Kondensfeuchte als auch in italienischen Alp-Hütten. Vor der Tour wurde der Schlafsack draußen auf dem Balkon eingeweiht und nach einer ersten erfolgreichen Nacht als mitnehmungswürdig befunden. Isabel hatte sich für den Daunenschlafsack in der 170 cm Liegelange und als Linkshänderin für das Modell mit dem rechten Reißverschluss entschieden.
EINFACH AUSGEPACKT
Das Erste, was bei dem Viking II 600 positiv auffällt: Er passt hervorragend in den mitgelieferten Packsack (20 x 35 cm, 7 Liter) und lässt sich einfach und unkompliziert darin verstauen. Dank Kompressionsriemen kann man das Paket dann auch noch etwas kleiner schnüren, so gewollt. Das ist schon mal ein erstes Plus, leicht packbare Ausrüstung erfreut jedes Camper-Herz. In Sachen Packmaß kann es der Viking auch durchaus mit den direkten Konkurrenten, dem Apache MF von Western Mountaineering und dem Glacier Superlight 800 Women von Mountain Equipment aufnehmen. Auch gehört er mit 965 g (bei 170 cm Länge) zu den leichteren Schlafsackmodellen. Leichtgewichtsfreunde könnten den Viking II 600 auch in einen noch kleineren Packsack bekommen, es lassen sich hier durchaus noch ein paar Kubikzentimeter rausholen. Einmal ausgepackt, macht der Schlafsack einen soliden, gut verarbeiteten Eindruck: Die Nähte sind fest, nichts löst sich, und alles sitzt, wie es soll.
KUSCHELIGER DREIJAHRESZEITEN-SCHLAFSACK
Der Viking II 600 ist nach EN-Norm 13537 getestet worden und für eine Komforttemperatur von -3 °C (Frauen) und eine Limittemperatur von -9 °C (Männer) zugelassen. Wie aus den oben genannten Zahlen erkennbar wird, konnte der Komfortgrenzbereich des Viking II 600 von -3 °C in diesem Fall zwar nicht ganz ausgereizt werden, dennoch entspricht eine Oktober-Tour in den Alpen durchaus dem Einsatzbereich des Dreijahreszeiten-Schlafsacks. Für Herbst- oder Frühlingstouren ist der Viking II 600 gut geeignet. Während die Herren ihn wohl auch noch bis in den Winter hinein nutzen können (-9 °C), sollten die Damen von wirklich kalten Wintertouren mit dem Viking II 600 je nach individuellem Kälteempfinden eher Abstand nehmen (-3 °C) oder sich für die Kombination mit einem Inlett entscheiden.
Die 600 cuin europäische Entendaune (540 g Füllgewicht, Mischverfältnis 90/10) sorgt für ein kuscheliges Wärmegefühl und hat beim Test zu allen Zeitpunkten zuverlässig gewärmt. Es gab genug Platz für Arme, Oberkörper und Beine (wer sich nachts gern mehr bewegt, dem sei die Wide Version des Viking ans Herz gelegt). Der Loft war zudem ein Traum, doch nicht nur wegen der Daune, sondern auch vor allem wegen des feinen und angenehm angreifbaren Innenmaterials (Loft Nylon). Die Kombination aus luftiger Daune und angenehmen Feeling im Inneren des Schlafsacks versüßten das Schlaferlebnis. In einem Wort: kuschelig!
SINNVOLLE DETAILS
Details am Kopfende sorgen für zusätzlichen Komfort: Die einstellbare Konturkapuze sowie der Wärmekragen halten die Wärme im Schlafsack und am Körper. Auch wenn Warmpeace Lob für diese beiden praktischen Features verdient, sind sie nicht ganz optimal umgesetzt. Das Band für Konturkapuze und Wärmekragen ist unpraktisch lang und bandelt nach dem Einstellen im Schlafsack herum, was durchaus stören kann. Für Linkshänder sind die Bänder auch nur schwer mit den Händen zu erreichen, da sie sich im Schlafsack auf der linken Seite befinden. Während man zwischen zwei verschiedenen Außenreißverschluss-Varianten wählen kann, werden Linkshänder durch die linken Bändel innen also dennoch etwas eingeschränkt. Nichtsdestotrotz ist das ein Jammern auf hohem Niveau, denn zweifelsohne sind Konturkapuze und Wärmekragen insgesamt ein klarer Gewinn für den Viking II 600.
Im Laufe des Tests wurde der Viking II 600 auch leichter Kondensfeuchte in unserem Zelt ausgesetzt. Dank der DWR-Beschichtung des Loft-Nylon-Außenmaterials blieb die Feuchtigkeit draußen. Da die Nähte des Viking nicht abgedichtet sind und die DWR-Beschichtung sich mit der Zeit auch abnutzen wird, ist ein dauerhaftes Aussetzen in Nässe natürlich dennoch nicht empfehlenswert, damit die Struktur der Daune intakt bleibt (mehr zum Thema Daune und Nässeeinwirkungen könnt ihr im Blogbeitrag zum Thema Daune nachlesen). Für leichte Nässeeinwirkungen reicht die DWR-Beschichtung als Schutz allemal aus.
Ein nettes, kleines Detail ist außerdem die kleine Innentasche für Wertsachen, Stirnlampe und dergleichen, die auf Tour als sehr praktisch empfunden wurde.
Fazit:
+ Schlafsack sehr kuschelig, angenehmes Innenmaterial
+ warm auch für eine Frostbeule
+ hat Kondensfeuchte im Zelt gut verkraftet (trotzdem nicht komplett wasserdicht!)
+ angemessenes Packmaß, gut verstaubar
+ Konturkapuze und Wärmekragen
+ innen Reißverschluss-Abdeckleiste gegen Wärmebrücken
+ preis-/leistungsmäßig ein echter Hit
+/- Lieferumfang: Schlafsack, Packsack, Aufbewahrungssack
– Kordelzug für Konturkapuze und Wärmekragen sehr lang…
– … und für Linkshänder umständlich bedienbar
– keine zusätzliche Fixierungsmöglichkeit am Reißverschlussende vorhanden
– keine näheren Informationen zur Herkunft der Daune
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