Dein Abenteuer beginnt hier!
Simone
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11. Juli 2011
Klettersteige boomen. Ging es früher dazu in die Alpen oder in die Dolomiten, haben viele Berg-Gemeinden auch in Mittelgebirgslagen die Eisenwege für sich und ihre Tourismuskonzepte entdeckt. Mehr Menschen am Berg bedeuten aber auch, mehr Risiko durch z.T. Stau an beliebten Steiganlagen, Steinschlag und (leider) auch mehr Unfälle durch falsche Bedienung. Zu den aktuellen Unfallmeldungen, die z.T auf kreative Sicherungs-Provisiorien zurückzuführen sind, kommen auch noch neue Erkenntnisse aus der Sicherheitsforschung des DAV.
Im Sommer 2010 startete der DAV Sicherheitskreis eine Untersuchung DAV aktuell: Klettersteigsets – nichts für Kinder? . Im Mittelpunkt die Fragestellung, ob die Klettersteigsets von heute auch für Kinder und Jugendliche geeignet sind oder im Falle eines Sturzes schwerwiegende Probleme auftreten können. Die derzeit gültige EN-Norm sieht nur Teststürze mit einem 80kg-Eisengewicht vor. Während das Eisengewicht in der Versuchsanlage sich nicht verändert, nimmt der menschliche Körper beim Abfangen eines Sturzes Energie auf, so das selbst ein schwerer Mann den zulässigen Bremsweg (120 cm) eines Klettersteigsets nicht voll ausreizt. Bisher umstritten, weil nicht getestet und damit heftig in der Diskussion sind die etwaigen Auswirkungen der Klettersteigbremsen bei Kindern und Jugendlichen.
In einer neuen Versuchsanordnung und mit Einsatz von Dummys kam bei ersten Tests heraus, das die Anseilmethode keinen praxisrelevanten Einfluss auf den Sturz von leichtgewichtigen Personen (48kg-Dummy) und auf Kleinkinder (15kg-Dummy) hat. Die Sturzposition im Moment des Abbremsens hat dagegen einen (erwarteten) Einfluss auf die Sturzfolgen. Diese Ergebnisse lösten bei Herstellern und Normausschüssen lebhafte Diskussionen und bei Klettersteiggehern Unsicherheit aus. Weiterführend wurde ein großes Projekt, unterstützt von Firmen wie Black Diamond, Petzl, Salewa, Mammut und Edelrid in Zusammenarbeit mit der TU München gestartet, wobei die Computersimulationen noch nicht komplett abgeschlossen sind. Dessen Erkenntnisse werden in neue Normanforderungen eingehen. Getestet werden in dem Projekt acht handelsübliche Bremsen und erste Ergebnisse dieser Untersuchungsreihen bestätigen die Resulate der Klettersteigtests des vergangenen Jahres.
In der Sitzung des Normgremiums im April 2011 konnte der DAV-Sicherheitskreis durchsetzen, das der zulässige Bremsweg auf 175 cm verlängert wird, den mit dem verlängerten Bremsweg können Klettersteigsets mit geringerer Bremskraft konstruiert werden, die für leichtere Steiggeher gesundheitsschonender sind. Ein erster Schritt in die richtige Richtung. Darüber hinaus arbeiten die renommierten Hersteller an unterschiedlichen Lösungsansätzen, aber bis es praxistaugliche Sets für kleine / leichte Personen gibt, wird es leider noch etwas dauern. Deshalb können bis dahin nur Unterstützung und eine zusätzliche Sicherung weiterhelfen.
Unter dem Motto “ Gefahr trotz Sicherung – und was man tun kann“ rät der DAV aktuell: Das Risiko im Griff – sicher unterwegs am Klettersteig:
– Kinder und (unerfahrene, leichte Menschen) sollten am Steig zuätzlich unterstützt oder in schwierigem Gelände gesichert werden
– Kinder sollten Hilfe bekommen, wenn sie körpergrößenmäßig Probleme beim Umhängen der Karabiner haben, dafür geht man direkt unter oder hinter dem Kind
– derzeit verkaufte Bandfalldämpfer sind für Personen unter 50kg, Reibfalldämpfer (mit Durchlauf eines Seilstückes) für Personen unter 60kg nicht geeignet
– bei sehr steilen und anstrengenden Klettersteigen ist eine zusätzliche kurze „Rastschlinge“ gut einzusetzen
Beachtet man die Hinweise, schaltet den Kopf bei der Planung der Tour ein und hört vor Ort auf die Wetterprognosen der Einheimischen – dann sollte dem Eisenvergnügen – im Elbsandsteingebirge genauso wie im Hochgebirge – nichts mehr im Wege stehen.
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