Zusammen mit dem General Manager, dem Sourcing Manager, der für die Beschaffung der Materialen zuständig ist, und der Verantwortlichen für die Einhaltung der Menschenrechte bei Sherpa bin ich zuerst in zwei Nähfabriken gewesen. Dort wird, bis auf die technische Bekleidung (z. B. Regenjacken), so ziemlich alles ab der zweiten Bekleidungsschicht für Sherpa genäht. Die Stoffe bezieht das Unternehmen aus Vietnam und China, die sie dann zur Verarbeitung in die Fabriken senden. Außerdem fertigt Sherpa in der hauseigenen Näherei Vorlagen aller Kleidungsstücke, die dann ebenfalls zu den Fabriken geschickt werden. Dort werden als erstes im „Cutting“ die Stoffe zugeschnitten. Diese gehen dann im zweiten Schritt zu den Näher*innen, die sie zu den jeweiligen Jacken, Pullovern, Kleidern ect. zusammennähen. Gibt es spezielle Bereiche, die extra verstärkt werden müssen, wie beispielsweise Daumenschlaufen, geschieht das anschließend in einer speziellen Abteilung. Danach kommen die Teile ins „Finishing“, wo kontrolliert wird, ob die Maße stimmen, alles vorher richtig vernäht wurde und schlussendlich die Fäden abgeschnitten werden. Bevor die Hangtags mit den Produktdetails befestigt werden, wird jedes einzelne Stück gebügelt. Am Ende wird es ordentlich zusammengelegt, in Tüten verpackt und ist bereit zur Verschiffung in die Welt. Diesen gesamten Herstellungsprozess von der Stoffrolle bis zum fertigen Produkt, wie wir es im Laden aus dem Karton nehmen, war wirklich interessant. Mir ist bewusst geworden, wie aufwendig das Herstellen dieser noch vergleichsweise einfachen Outdoortextilien ist, wenn nur an einer Jacke schon ca. acht verschiedene Menschen beteiligt sind.
In beiden Fabriken haben erstaunlich viele Männer an den Nähmaschinen gearbeitet. Oft waren die Frauen eher in den „Finishing“-Abteilungen beschäftigt. Gearbeitet wird jeden Tag von 9-17 Uhr mit einer Mittagspause von 30 Minuten. In der einen Fabrik bekommen die Angestellten Mahlzeiten vom Unternehmen und in der anderen bringen sie sich ihr Mittagessen mit. Bezahlt werden sie je nach Arbeitsbereich entweder pro Stück oder nach dem gesetzlich festgelegten Mindestlohn von NRS 13.450 (ca. 106 €) im Monat. Das ist natürlich ein enormer Unterschied zu dem Mindestlohn in Deutschland. Man darf jedoch auch nicht vergessen, dass die Lebenshaltungskosten in Nepal niedriger sind als bei uns. Ein reichhaltiges Dhal Bhat, das aus Reis, verschiedenen Curries, Linsensuppe und Brot besteht, kann man für NRS 150 (ca. 1,20 €) bekommen. Sichtbar für alle waren außerdem in beiden Fabriken Arbeitsschutzmaßnahmen an einer Pinnwand aufgehängt und Notausgänge markiert.
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