Als die tieferliegende Sonne die Wand schließlich so stark aufgewärmte hatte, dass wir nach jedem Versuch erst einmal am Waldboden abkühlen mussten, suchten wir nach einer neuen Wand und fanden die herrlich kühle Blockschlucht. Dieser Sektor befindet sich zwischen der Ostwand des Kleinen Prasvalen und der Westwand. Durch den Schutz der umliegenden Felsen und die vielen Bäumen ist es hier mal eben fünf bis zehn Grad kühler. Wir fragten uns, warum zu dieser Jahres- und Tageszeit nicht viel mehr Leute hier kletterten, weil es doch deutlich angenehmer war!? Wir entschieden uns also für ein kleines Picknick in der Schlucht.
Die Infos in unserem Kletterführer stimmten in diesem Teil des Kanzianibergs leider gar nicht mehr – eine neuere Version wäre eventuell hilfreicher gewesen. Doch so wurde es ein aufregendes Herumprobieren statt Schwierigkeiten und Routenverlauf einfach im Buch abzulesen. Was im Kletterführer als reine Toprope-Route angegeben war, stellte sich als tolle, wenn auch eher kurze, etwa 15 Meter hohe und mit Bohrhaken versehene Route in einer Felsverschneidung mit Riss im vorderen Teil der Schlucht hinaus (im Kletterführer als BloSchlu-Verschneid. bezeichnet). Hier galt es, die kleinen, aber sehr guten Tritte zu finden und mit den Armen ordentlich Druck aufzubauen.
Optisches Highlight in diesem Sektor ist definitiv der Blockschluchtturm ganz hinten in der Schlucht. Mehrere Routen führen hinauf, doch die offensichtlichste liegt auf der Vorderseite, welche nach Süden ausgerichtet ist. Laut Kletterführer sollen auf dieser Seite ebenfalls mehrere Routen hinaufgehen, doch nur eine Bohrhaken-Linie ist tatsächlich vorhanden.
Wir beschlossen, dass dies die letzte Route des Tages sein sollte, da wir erstens ausgepowert waren und zweitens noch in den Faaker See springen wollten – die Abkühlung hatten wir uns verdient.
Vom Fuß des Felsturmes geht es über eine Verschneidung hinein in ein unschönes, leicht überhängendes Boulderproblem. Zu allem Überfluss war dieser Teil der Route etwas feucht. Die kühle Schlucht hat also doch einen erheblichen Nachteil. Die Positionen, um die Exen einzuhängen, sind denkbar ungünstig, doch ist man einmal über den etwa fünf Meter über dem Boden liegenden Vorsprung hinausgeklettert, wartet eine einfache und flache, aber dennoch schöne Platte mit einigen Rissen bis zum Umlenker an der Spitze des Turms.
An dieser Stelle nicht vergessen, sich einmal umzuschauen, da der Ausblick von der Spitze des Turms wirklich gigantisch ist! Man schaut aus der Schlucht hinaus in das Tal unterhalb des Kanzianbergs – ein lohnenswerter Abschluss des Tages. Einmal hochgeklettert, kann man theoretisch ein Toprope für die deutlich leichtere Route links daneben einhängen.
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