… und die Abfahrt auch!
Oben unterhielten wir uns mit einem der vielen Rennradfahrer und er fragte uns, ob wir die Abfahrt gemeinsam genießen wollten. Wir willigten unter der Bedingung ein, dass er sich unserem langsamen Tempo anpassen müsse, und brausten zu dritt los! Nach unserem unglaublich langsamen Aufstieg, bei dem wir im Fahren nebenbei allerlei Pflanzen und Gesteine bestimmen konnten, überforderte uns die Geschwindigkeit der Abfahrt. Alles veränderte sich rasend schnell, die Luft war plötzlich viel wärmer und feuchter, die Landschaft von anderen Baumarten geprägt, die Hügel vor uns ein Gemälde: Die Toskana breitete sich vor uns aus, und wir kamen kaum hinterher mit dem Staunen. Vor allem, weil nebenbei Schlaglöchern und Motorradfahrern ausgewichen werden musste.
Toskanische Lebensfreude
In Borgo San Lorenzo trennten wir uns wieder vom Rennrad und schlenderten erstmal durch den Kurort, um die rasante Abfahrt zu verdauen. Dann folgten wir dem Fluss Sieve nach Osten, um am nächsten Tag Filigne und unsere Freunde zu erreichen. Von dort radelten wir nach Florenz, kamen dort wiederum bei Freunden von Freunden unter (dieses Muster zog sich ab hier durch den Rest der Reise) und gerieten am Abend in eine Veranstaltung mit italienischer Polkamusik und kommunistischen Volksliedern und tanzten inmitten alter Ehepaare und junger Tanzbegeisterter.
Die WG in Florenz empfahl uns den Besuch eines Hofes ganz in der Nähe, wo junge Menschen gemeinschaftlich seit einigen Jahren einen alten verfallenen Olivenhof wieder aufbauen und bewirtschaften. Ohne lange zu zögern radelten wir dorthin, wurden fröhlich empfangen und verbrachten eine sehr schöne und interessante Zeit.
Überraschung in Pisa
Von dort wollten wir in Richtung Pisa fahren, folgten also weiter dem Fluss Arno und picknickten so zwei Tage später am schiefen Turm inmitten vieler anderer Touristen. Allerdings fühlten wir uns doch etwas auffällig zwischen all den wohlgepflegten Menschen ohne vollgepackte Fahrräder – zumindest bis wir noch zwei Menschen unserer Sorte erblickten! Sofort suchten wir das Gespräch und erfuhren staunend, dass diese beiden gerade aus Peking geradelt kamen und ihre Reise hier – am schiefen Turm von Pisa – endete! Nach einem gemeinsamen Kaffee, um ihre Ankunft zu würdigen, brachen wir auf und fuhren zum Strand.
Wir übernachteten in einem noch geschlossenen Bagno in Marina di Pisa und waren sehr froh, dass die Bauarbeiter, die am Morgen die Anlagen auf Vordermann brachten, sich nicht für uns und unsere Okkupation interessierten.
Letzte schweißtreibende Etappe
Von Pisa wollten wir langsam wieder Richtung Bologna fahren und unsere Route führte uns über Lucca, Borgo a Monzano, den Passo del Oppio zum Lago Suviana, wo wir einen Pausetag am See einlegten. Dort machten wir auch die Bekanntschaft von Roberto, einem jungen Angler, mit dem wir Essen, Bier und die Abendstunden teilten. Die letzten ca. 60 Kilometer nach Bologna gingen wir sehr gemütlich an: Wir hatten wieder über Freunde von Freunden von Freunden einen Schlafplatz in einer WG zugesichert bekommen, uns aber erst für den nächsten Tag angekündigt. Gründliches Verfahren und dadurch zu erklimmende 16%-ige Steigungen ließen uns aber dann doch nochmal ordentlich schwitzen und erschöpft verbrachten wir die letzte Nacht im Zelt auf den Hügeln über Bologna.
In der WG angekommen, machten wir sehr nette Bekanntschaften, unterhielten uns gründlich über Politik, Geschichte, den Sinn des Lebens und ähnliche Kleinigkeiten. Insgesamt verbrachten wir zwei Nächte dort, sahen uns Bologna an und feierten mit unseren Gastgebern in der prallvollen Innenstadt am 25. April den Tag der Befreiung (vom Faschismus) und ließen uns von einem Künstler für seine Fotoserie über Fahrradfahrer*innen ablichten, bevor wir nachmittags wieder in den Zug Richtung München stiegen.
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1 Kommentar
Antonia | 07.Aug.2019, 07:27
Hallo :) ich plane im Herbst nächsten Jahres die Tour von Bologna nach Rom finde aber kaum Informationen bzgl. Radwegen. Habt ihr da Tipps für mich? Darf ich als Radfahrer einen Wanderweg mitbenutzen? Danke