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Kolumbien: Ehemals gefürchtet, jetzt…

Kolumbien: Ehemals gefürchtet, jetzt…

Wenn man ein paar Wochen Zeit hat, kann man in Kolumbien alles sehen, was das Herz begehrt: Wüsten, Gebirge, Regenwald, Metropolen und Karibikstrände. Das Land arbeitet hart um von seinem Ruf loszukommen und mit mäßigem Spanisch soll man ebenfalls ganz gut zurechtkommen, da war klar – da geht es hin! Ich verbrachte dann 3 Wochen Anfang diesen Jahres dort.

Kolumbien boomt, momentan ist es DAS Reiseziel. Als wir anfingen unseren Trip zu planen, erfuhren wir von Dutzenden Freunden, die zu ähnlicher Reisezeit ebenfalls nach Kolumbien wollten. Dies führte dann zu einigen lustigen Begegnungen. Und es ist auch gut, dass der noch gemäßigte Tourismus Einzug hält in Kolumbien. Die Menschen dort freuen sich wie Bolle über jeden „Gringo“, den sie sehen, wissen sie doch, dass es immer noch ein bisschen Mut erfordert in dieses Land zu reisen. Auch wenn ich mich zu jeder Zeit sehr sicher gefühlt habe, hatten meine Eltern und Freunde doch starkes Herzrasen, als ich meine Pläne erörterte. Man liest ja meist; „ja und die Menschen dort sind wirklich sehr herzlich …“ und meist dachte ich mir nach der Reise: „Na ja, so dolle fand ich es jetzt nicht.“ Aber in Kolumbien geht man von „Verbrechern und Drogendealern“ aus und wird ausnahmsweise mal überrascht; mit unglaublich offenen, lebensfrohen und optimistischen Menschen die WIRKLICH herzlich sind.

Positive Zwangspause
Zusammen mit 2 Freundinnen ging es für mich von Berlin Tegel aus los nach Bogotá, mit zweimal umsteigen, für 560 €. Wir hatten schon im Dezember gebucht, später auf der Reise trafen wir Menschen, die bessere Verbindungen für weniger Geld gefunden hatten und diese 2 Wochen vor ihrem Reiseantritt buchten. Der frühe Vogel kann mich also mal.
Irgendwie mussten wir dann auch direkt erst einmal eine Zwangspause in Bogotá einlegen, da unser Gepäck in Madrid hängen geblieben war. Wir bekamen von der Airline (Iberia) zwar 80 $ für den ersten Tag, da unser Gepäck aber erst nach 5 Tagen ankam statt nach 48 Stunden, war das irgendwie dann doch nicht ausreichend.
Nichtsdestotrotz empfanden wir die lange Zeit in Bogotá als einen Segen, hier konnte man sich erst einmal an die warmen Temperaturen gewöhnen (-5 Grad in Deutschland auf +20 Grad) und sich seinen ersten Sonnenbrand abholen. Außerdem hat Bogotá so viel zu bieten, dass einem bestimmt nicht langweilig wird.

Was kann man in Bogotá machen?
Am ersten Tag ließen wir uns, noch sehr vorsichtig die Situation beäugend, ein wenig durch La Candelaria treiben, das Viertel für Touristen, welches als sehr sicher gilt und das wir eigentlich auch kaum verließen. Und wir besuchten das Museum von Botero, wo der Eintritt kostenlos ist – ich bin Fan geworden! In dem kleinen Café hinter dem Museum lässt es sich auch vorzüglich und billig speisen!
Den Abend, wie fast jeden, ließen wir in dem großartigsten Hostel der Welt ausklingen – das BoGo Hostel. Unglaublich hilfsbereite Menschen, Frühstück inklusive und günstiges Bier auf der Dachterrasse!
Die nächsten Tage vertrieben wir uns unter anderem mit der Graffiti-Tour, welche kostenlos und unbedingt empfehlenswert ist. Einheimische mit sehr gutem Englisch erzählen den Touris von den Geschichten hinter den zahlreichen Graffitis – Kolumbien hat eine recht beeindruckende Szene.
Außerdem kletterten wir auf Bogotás Hausberg; den Monserrate. Es wurde uns davon abgeraten zu laufen und lieber den Lift für beide Touren zu nehmen, was aber Geldverschwendung wäre. Der Aufstieg dauert nur gut 90 Minuten und man folgt einem ausgebauten Weg, aller paar hundert Meter steht eine Aufsichtsperson. Der Ausblick, der trotzdem nur gut 50 % der Stadt erfasst, ist die Plagerei auf jeden Fall wert.
Ein weiterer Tipp ist das el Nativo, ein vegetarisches Restaurant, das auch ein paar „kolumbianische“ Gerichte auf der Karte hat und Preis-Leistungsmäßig auf jeden Fall sehr gut ist.
Und wenn man feiern gehen möchte, was wir nur taten, weil wir Personen dabei hatten, die sich in Bogotá schon gut auskannten; kann man das Baum empfehlen, dort läuft allerdings Elektro.

Sonnenanbeter
Nach dem wir also einige Tage in Bogotá verbrachten, war unser Drang weiter zu kommen und vor allem Sonne und Meer zu sehen, so groß, dass wir einen Flug buchten. Ebenfalls eine sehr gute Entscheidung, da die Busse nach Cartagena 10- 12 Stunden brauchen und unser Flug nur 10 € mehr gekostet hat und wir 1 Stunde flogen (bei VivaColombia unbedingt das Ticket vorher ausdrucken, sonst zahlt man drauf).
Cartagena ist zwar definitiv einen Stopp wert, aber wir empfanden es nicht als notwendig, länger als einen Tag dort zu bleiben. Sich die Stadt erlaufen und den Abend kann man an einem Plaza in Getsemani super ausklingen lassen. Dort ist der Umgang mit dem öffentlichen Trinken sehr salopp und es treten unter anderem Street Dancer, Shakira- und Michael Jackson Doubels auf. Generell sollte man sich lieber eine Unterkunft in Getsemani suchen, da es dort deutlich günstiger ist.
Weiter ging es für uns dann mit dem Bus über Santa Marta nach Palomino. Dieser Ort besteht zur Hälfte aus Häusern der Einheimischen und zur Hälfte aus Hostels, dort sind also viele Backpacker. Der Strand wird von Vielen als überfüllt bezeichnet, nun wenn man 20 Menschen als überfüllt empfindet, dann ja. Das kommt aber vielleicht auch auf die Reisezeit an. Auf jeden Fall gibt es hier eine breite Fülle an leckeren Sachen und viele vegane Angebote. (Allgemein ist Kolumbien überraschend Veganer freundlich)
Wir verbrachten hier viel Zeit am Strand, auch wenn man wegen der Strömungen kaum baden gehen kann. (Ich war mutig und hab es trotzdem gemacht, mit gewisser Vorsicht geht es schon.)
Achtung: Der nächste Geldautomat ist 45 Minuten Fahrt entfernt und dort sind regelmäßig lange Schlangen, lieber genügend Geld mitbringen!

Rancho Relaxo – eine andere Welt
Uns wurde immer wieder das Hostel Rancho Relaxo empfohlen, welches irgendwo zwischen Santa Marta und Palomino liegt. Und ich empfehle es nun sehr gerne weiter. Einmal das riesige Grundstück betreten, kommt man sich vor wie in einer anderen Welt. Es gibt kein W-Lan und die Mahlzeiten werden an einem großen Tisch serviert, wo dann alle gemeinsam essen. Das Hostel ist ganz klar ein Partyhostel, aber es fällt auch nicht schwer mit den supercoolen Mitarbeitern zu feiern. Gerne organisieren sie euch einen coolen Ausflug, ich machte mit einer Gruppe von Leuten ein Tubbing mit. (Mit einem großen Reifen den nahe gelegenen Fluss hinunter treiben. Man kann genügend Bier mitnehmen, viel baden und von Klippen springen. Start ist am RioHostel, welches ebenfalls sehr empfehlenswert ist, meiner Meinung nach.)
Vom Rancho Relaxo ist man in nur 20 Minuten am Strand Playa Privata und hier ist nun wirklich keine Menschenseele.

Tayrona National Park
Zurück im Jahre 2018 ging es für uns weiter zum Tayrona National Park. Hier wurden wir gewarnt, dass es sehr touristisch sei und man auf keinen Fall am Wochenende hin sollte.
Touristisch: ja, aber es sind vor allem Argentinier, die dort Urlaub machen. Die Wanderungen sind es schon wert, der Dschungel ist beeindruckend, aber man sollte sich Zeit mitbringen, dort eine Hängematte buchen und nicht nur den üblichen Weg gehen, sondern auch andere Routen erkunden. (Der übliche Wanderweg führt allerdings zu einer Bucht, wo man wirklich schwimmen „darf“.)

El Patrón del Mal
Ich gebe zu: Ich habe Narcos gesehen. Medellín war also ein Must-Do für mich. (Hier lebte Pablo Escobar, ein Drogendealer der im Medellínkartell eine große Nummer war und mit an dem schlechten Ruf Kolumbiens Schuld war.)
Es gibt verschiedene Busse, die von Santa Marta nach Medellín fahren, je nachdem wie viel man bezahlt, fährt man bequem oder eher nicht. Bei meiner Ankunft mit dem Taxi am Terminal wurde ich und mein Rucksack direkt an einen Guide übergeben, der für mich das teuerste Angebot buchte und für seine „Hilfe“ noch Trinkgeld verlangte – also aufgepasst! Dafür hatte ich allerdings sehr angenehme 17 Stunden Fahrt mit WiFi.
In Medellín war ich im Selina Hostel in dem hippen Partyviertel EL Poblado, sehr günstig, aber sehr groß. Trotzdem kommt man schnell in Kontakt mit anderen Menschen.
Am ersten Tag landeten ich und meine neue Bekanntschaft bei einer Stadterkundung völlig unverhofft in einem wunderschönen Waldanlage Parque Arvi, die man erreicht, wenn man mit den Cable Cars der Metro (Linie L) bis zum Ende fährt. Wir sind spontan wandern gegangen, absolut empfehlenswert! (Medellín hat die einzige Metro in Kolumbien, es ist leicht und billig damit zu fahren. Ruhig trauen!)
Für den nächsten Tag haben wir eine Pablo Escobar Tour gebucht mit der Paisa Road Company. Die Tour ist sehr informativ und gut strukturiert, man darf aber keine filmmäßigen Ereignisse oder Orte erwarten. Escobars Haus oder der Ort der Ermordung gliedern sich völlig normal in die Stadt ein, man würde vorbeilaufen bei einem normalen Spaziergang.

Party in Medellín
Feiern gehen in Medellín ist ein Erlebnis für sich, wir waren im Babylon. Hier mischen sich Einheimische und Backpacker, ganz billig sind die Getränke aber nicht. Dafür schlägt hier die kolumbianische Feierkultur voll zu, man tanzt, flirtet, küsst, wie man lustig ist und schwingt seine Hüften zum Reaggeton. Auch wenn man die Musik nicht mag, sollte man es sich nicht entgehen lassen, wenigstens einmal dazu feiern zu gehen. Mir hat es unglaublich viel Spaß gemacht.
Dummerweise hatte ich für den nächsten Tag aber 2 Touren gebucht – nicht die beste Idee. 

Zwei spannende Touren
Zuerst ging es mit der Company Free Walking Tours zur Exotic Fruit Tour. Kolumbien hat eine Vielzahl von Früchten zu bieten, die ich vorher noch nie gesehen hatte. Auch wenn ich vor der Tour schon einige Sachen probiert hatte, war der Spaßfaktor jetzt doch viel größer. In einer kleinen Gruppe über einen typischen Markt schlendernd, ließ uns der Guide Sachen probieren die ich nie im Leben für eine Frucht gehalten hätte und gab dazu Infos und Rezepte preis. Danach machte ich noch die Free Walking Tour mit, die 3 ½ Stunden dauert. Ebenfalls sehr schön, vor allem weil die Tour auch durch Gegenden führt, vor denen normalerweise gewarnt wird. Teilweise völlig zu Unrecht und man lernt Medellín durch die Tour sehr gut kennen.
Nach diesem äußerst anstrengendem Tag, war ich heilfroh, als ich mit dem Taxi (für 40 Minuten Fahrt 6 € gezahlt) am Busterminal war und in einem Übernachtbus nach Bogotá saß.

Last but not Least
Mein letzter Tag in Kolumbien war längst nicht der langweiligste. Da ich früh ankam und sogar schon einchecken konnte (wieder im BoGo-Hostel), entschied ich mich noch einen Tagestrip zu machen. Zur Salzkathedrale von Zipaquirá, einer unterirdischen Kathedrale in einer ehemaligen Salzmiene. Mit dem Taxi bin ich zum nördlichen Terminal gefahren (mit Bus wären es mehrere Umstiege) und von dort aus weiter mit dem Bus nach Zipaquirá, insgesamt habe ich ungefähr 2 Stunden gebraucht. Der Eintritt für die Kathedrale beinhaltet einen englischsprachigen Guide, der einen ungefähr 90 Minuten führt und ab dann kann man solange in der Kathedrale bleiben, wie man möchte. Es gibt nur 3 solcher Kathedralen auf der ganzen Welt, 2 davon in Polen. Dementsprechend beeindruckend war es, nur der Rückweg gestaltete sich anstrengend, da in Bogotá Rush Hour war.
Ich erledigte noch Souvenireinkäufe und meinen letzten Abend verbrachte ich im Theatron. 13 Floors verschiedenster Musikrichtungen, beim Eintritt bekommt man einen Becher und an einigen Bars gibt’s dann Alkohol umsonst. Ein wirklich gelungener Abschluss.

Beste Reisezeit
Von Dezember bis März ist es warm und trocken, das ist die beste Zeit um seinen Trip zu machen.

Anreise
Wenn man in Südamerika unterwegs ist, kann man über eins der Nachbarländer einreisen. Ansonsten gibt es verschiedene Flugrouten, teils über die USA aber auch Direktflüge von Frankfurt (Main).

Einreise
Nach Kolumbien erfordert es für deutsche Staatsangehörige kein Visum, nähere und aktuelle Informationen beim Auswärtigen Amt.

Sprache
Meine Freundin konnte fließend Spanisch, das hat oft für Vorteile gesorgt. Aber auch mein mittelmäßiges Spanisch hat gereicht und Englisch geht meist auch irgendwie.

Geld
3000 Pesos waren zu unserer Zeit 1 €. Man bekommt Mittagsmenüs teilweise für 5 € mit Vorspeise, Getränk und kleinem Nachtisch. Es kommt natürlich immer darauf an wo man gerade ist und was man sich aussucht. Kochen war allerdings meist nicht wirklich günstiger. Auch bei den Unterkünften findet man mit offenen Augen 4er Dormzimmer für 8 € die Nacht.

Für allgemeine Infos und um die Lieben zu beruhigen:
vom-touristenschreck-zum-geheimtipp

Ideen für Ziele und Tipps zu Schlafplätzen etc:
kolumbien-reisebericht

Weswegen wir nach Palomino sind:
sehenswuerdigkeiten/strand-meer

  • Ich habe leider nicht die Ciudad Perdida besucht, sollte man diese machen, aber auch so, ist Mückenschutz unbedingt notwendig! Ein Spray und ein Moskitonetz auf jeden Fall dabei haben.
  • In Kolumbien gibt es Malaria, deswegen hatte ich auch ein Notfallprodukt dabei.

Wie immer war ein Lonely Planet am Start: Kolumbien, erschienen am 05.12.2015 (gerade die Partylocations verändern sich – lieber Mitarbeiter vom Hostel fragen was angesagt ist.)

Mit der App „MapsMe“ kann man sich Ziele markieren und behält auch in den Städten die Übersicht.

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