Nach einigen anfänglichen Recherchen wurde schnell klar, dass die Wanderherbergen im Süden der Insel sehr rar gesät sind. Da wir aber trotzdem eine Reise mit eher kleinem Budget machen wollten, fiel die Entscheidung schnell aufs Zelten. Aufgrund meiner vorherigen Reiseerfahrungen wusste ich, dass es definitiv ausreichend Möglichkeiten zum Zelten gibt. Obwohl offiziell verboten, wird das Wildzelten jedoch geduldet, so lange man sich entsprechend verhält: keine Spuren hinterlassen, spät aufbauen, früh zusammenpacken, kein Feuer machen, nicht auf Privatgrund zelten usw.
Per Flieger ging es Anfang Mai nach Palma de Mallorca, wo ich mich mit meiner französischen Mitwanderin Miriam, die ich im Jahr zuvor auf Island kennengelernt hatte, traf. Schnell erledigten wir noch die letzten Besorgungen (Campinggas, Trinkwasser, Essen), bevor wir in den frühen Abendstunden die einstündige Busfahrt nach Port d’Andratx antraten. Ziel des ersten Tages war es, Dörfer und Zivilisation hinter uns zu lassen, einen schönen und abgelegenen Platz fürs Zelt zu suchen, erst mal richtig anzukommen und unser Wiedersehen zu begießen, bevor wir dann am kommenden Tag so richtig in den Trek starten wollten.
Die Etappen der ersten Tage führen über oft gute Wanderwege, durch schattige Wälder oder offene Schotter- bzw. Steinpisten, immer mit einem wunderbaren Ausblick aufs Meer und die dort vorgelagerte, unbewohnte Insel Sa Dragonera. Bis auf ein, zwei Ausnahmen gestaltet sich der Weg als einfach machbar mit moderaten Steigungen, erfordert jedoch hier und da einen sehr guten Sinn für Orientierung.
Eine dieser Ausnahmen ist der Aufstieg zum verlassenen Trappistenkloster La Trapa. Der Anstieg ist auf den letzten 2 Kilometern recht anspruchsvoll und die im Buch als gesichert ausgeschriebene Kletterstelle war dies leider nicht – vom beschriebenem Seil als Sicherung war weit und breit keine Sicht. Und so mussten wir die gut drei, vier Meter mit unseren großen Rucksäcken so hochkraxeln, was schon einiges an Schwindelfreiheit und Trittsicherheit voraussetzte. Belohnt wurden wir hier aber mit dem wohl besten und schönsten Zeltplatz der ganzen Tour, den wir ab dem Nachmittag für uns allein hatten: La Trapa, ein verlassenes Trappistenkloster aus dem 18. Jahrhundert, das noch dazu einen phantastischen Ausblick auf die Insel Sa Dragonera freigab. Leider mussten wir hier oben mit Erschrecken feststellen, dass die versprochene Wasserleitung versiegt war und wir somit sehr mit unseren Wasservorräten haushalten mussten und teils Wasser aus einem nahegelegenen Speicherbecken für Löschwasser abkochten.
Für die beiden folgenden Etappen verließ uns leider der Wettergott und wir konnten nicht allzuviel von der wahrscheinlich herrlichen Aussicht auf Gebirge und Meer sehen, da wir größtenteils durch tiefhängende Wolken und endlosen Regen und Nebel liefen. Die Wetterbedingungen gestalteten hier auch die Wegfindung recht schwierig, da die Wegmarkierungen bestehend aus roten Punkten und/ oder Steinmännchen im teilweise weglosen Geröll und auf Felsen bei Nebel sehr schlecht zu erkennen waren. Glücklicherweise sehen vier Augen mehr als zwei und so haben wir auch diese Etappen ohne allzu große Umwege durchkraxelt und kamen am Ende von Tag 4 glücklich, aber sehr durchweicht und erschöpft in Estellencs an. Da es schon spät war und leider keine bezahlbare Unterkunft im Ort zu finden war, beschlossen wir, die kommende Etappe zu überspringen und den Bus ins beschauliche Städtchen Esporles zu nehmen, dort im Backpacker-Hostel zu nächtigen, eine warme Dusche zu nehmen und unsere Sachen komplett zu trocknen. Glücklicherweise waren wir im Schlafsaal fast die einzigen, sodass wir problemlos unsere Rucksäcke ausleeren und alles zum Trocknen verteilen konnten.
Gut ausgeschlafen und komplett trocken starteten wir am kommenden Morgen bei strahlendem Sonnenschein in Richtung Valldemossa. Der Weg führte uns zunächst stetig bergauf durch schattige Wälder, die immer wieder kleine Ausblicke aufs Meer öffneten. Immer öfter passierten wir alte Köhlerplätze, die die ersten Besiedlungen dieser Gegend bezeugen und uns ab nun öfter begegneten. Nach einem kurzen Abstieg mit kleiner Kletterstelle folgte der Aufstieg zum Sa Comuna, der wieder etwas mehr Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und auch Kondition erforderte, jedoch nicht unmachbar war. Von hier oben hatten wir wieder einmal einen phantastischen Ausblick aufs Meer und die Küste von Valldemossa, wohin uns der Abstieg als nächstes führte. Hier angekommen waren wir erst einmal recht erschlagen von den Touristenmassen, gilt Valldemossa doch als eine der Attraktionen der Insel. Nichtsdestotrotz nutzten wir die Chance und füllten unseren Proviant und Wasservorrat auf und genossen ein gemütliches Abendessen in einer der Tapas-Bars, bevor wir weitergingen, um uns einen Platz fürs Nachtlager zu suchen, welches wir zwei Kilometer hinter den Stadtmauern fanden.
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1 Kommentar
DocM | 25.Jun.2023, 09:32
40 Grad auf Mallorca? Das kommt so gut wie nie vor. 35 Grad ist schon viel auf der Insel und in den Bergen ist es dann immer noch 5 bis 10 Grad kühler. Auch im Sommer kann man in der Tramuntana gut wandern, wenn man die Zeit zwischen 11 und 17 Uhr meidet. Aber vorher und nachher ist es wunderbar, weil auch wenige Leute unterwegs sin.