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Braucht’s ein neues Kletterseil – oder hilft vielleicht doch Waschen weiter?

Braucht's ein neues Kletterseil - oder hilft vielleicht doch Waschen weiter?

In unserer Kletterecke tauchen immer mehr Boulderer auf. Doch auch die klassichen Kletterer, die sich eher in der längeren Vertikalen wohlfühlen und für ihre vertikalen Abenteuer zu einem langen Seil statt zum Crashpad greifen, gibt es noch immer – und auch sie vermehren sich weiter. Eine der Fragen, die uns in der Kletterabteilung immer wieder gestellt wird, ist die nach der Haltbarkeit und der Lebensdauer von Kletterseilen. Oder anders: „Wann muss ich mein Seil austauschen und gibt es eine Möglichkeit, die Lebenszeit meines Seils zu verlängern?“

Die Klettersaison hat dank des schönen Spätwinter- und Frühfrühlingswetters schon längst begonnen. Und mit dem 1. Mai steht ein weiterer freier Tag direkt vor der Tür – mit guten Wetteraussichten. Die Ausrüstung wurde oder wird gerade aus dem Winterquartier geholt und sicher macht der ein oder andere sich dann auch mal wieder Gedanken über seinen Gurt, probiert, wie die Karabiner in der Hand liegen und betrachtet kritisch sein Seil.

Nun sind sicherheitsrelevante Fragen – am Seil hängt unter Umständen schließlich nicht nur das eigene Leben – sicher eine Einstellungssache. Und ein Kletterseil ist auch ein typischer Gebrauchsgegenstand, der einem natürlichen Verschleiß unterworfen ist, sei es durch viel Magnesia und intensive Toprope-Nutzung oder durch die Witterungseinflüsse, wenn der Kletterer eher draußen unterwegs ist. Gebrauchs- und Abnutzungsspuren kann man anhand einiger sichtbarer Kriterien sicher auch näher beleuchten, aber – ein gewisses Aber bleibt eben doch bestehen.


Bei normaler Nutzung, d.h. ohne lange Stürze oder hohe Kantenbelastungen (da sollte man sofort kontrollieren), hilft eine taktile und visuelle Überprüfung des Seils. Verdickungen oder leicht aufgesplisste Stellen sollte man sich näher ansehen. Die einen tauschen ihr Seil sofort aus, wenn der Mantel leicht beschädigt ist und sein Innenleben erahnbar ist. Spätestens, wenn das Innenleben, also Teile des Kerns zu sehen sind, sollte man dann tätig werden! Entweder durch Umwandlung zum Kurzseil für die Halle oder in Sachsen zum Schlingenbasteln oder man nutzt es zum Baumhausbauen. Der DAV empfiehlt, bei einer Seilkürzung eine neue Seilmittenmarkierung anzubringen, am besten mit einem Tintenedding 3000, Retract 11 oder dem Staedtler Lumocolor. Die haben sie getestet, wie man hier nachlesen kann. Sehr wichtig, auch wenn es an dieser Stelle ein wenig plakativ klingen mag: aufschreiben, wie lang das Seil noch ist, wenn man ein Ende einfach gekürzt hat. Irgendwann weiß man es einfach nicht mehr so genau …

Einige Seilfirmen haben eine Lebensdauer zwischen 10 und 12 Jahren festgelegt, wenn das Seil kaum genutzt wird, es de facto einfach nur rumliegt. Auf den Seiten von Mammut findet sich auch eine Infotabelle, die die Nutzung des Seils ins Verhältnis zur Lebensdauer setzt. Neben dieser Infotabelle gibt es die bereits vor einigen Jahren erschienene Seilfibel von Mammut, deren Tipps zur Lebenszeitverlängerung noch immer aktuell sind. Auf zwei der diskutierten großen Risikokomplexe, die die Lebensdauer verkürzen, wollen wir hier kurz hinweisen :
– mechanische Verletzungen (scharfe Felskanten, Steinschlag oder ein Treffer mit dem Eispickel oder der Eisaxt)
– Abrieb (Reibung auf dem Fels und in Karabinern zermürbt den Seilmantel auf der ganzen Seillänge, wobei unterschiedliche Gesteinsarten unterschiedlichen Abrieb hervorrufen)
Spannend – und das sollte man sich immer mal wieder vor Augen führen: Abseilen oder Ablassen schädigen das Seil deutlich stärker als normales Klettern, wobei Abseilen ein Seil laut Mammut 2-3x schneller, Ablassen und Toprope-Klettern ein Seil sogar bis zu 10x schneller altern lassen.  Dazu kommen dann noch Gefahrensituationen wie starker Nässeeinfluss (v.a. beim Eisklettern) sowie die Schmelzverbrennung, die v.a. bei heftigen Stürzen oder bei unsachgemäßem Handling (zwei Seile in einem Umlenker übereinander und dann ablassen) auftreten. Vollgesogene oder gefrorene Seile bzw. stark verschmutze Seile beeinträchtigen zunächst erst einmal nur das Handling. Auf Dauer tauscht man dann wohl freiwillig das Seil aus, egal wie alt es ist.

Ein Seilsack schützt das Kletterseil gut vor äußeren Einflüssen, doch wenn man in den Regen kommt und der Untergrund richtig schlammig ist, dann kann es sein, dass trotzdem die Frage aufkommt: „Soll ich mein Seil jetzt waschen?“.  Natürlich kann man ein Seil waschen und sollte dies auch tun, wenn es mal so richtig dreckig geworden ist. Bedeutet: Waschmaschine auf,  Seil rein, Waschmaschine zu, 30°C einstellen und den Schleudergang nicht(!!) hinzuschalten. So lautet das Vorgehen zumindest für alle, die nicht so viel Aufwand betreiben wollen. Schonender ist die Handwäsche in der Badewanne.  Gewaschen wird entweder mit einem speziellen Seilwaschmittel oder mit einem milden Synthetik-Waschmittel. Getrocknet werden sollte das Seil nicht in der Sonne, sondern offen locker liegend an einem kühleren, dunklen Platz. Das verbessert dann nicht nur das Seil-Handling, sondern auch die Zeit des gemeinsamen Miteinanders von Kletterer und Seil wird dadurch wieder etwas verlängert.

Wer jetzt noch genervt ist vom dauernden Seilkringeln und sich deshalb auch ein neues zulegen will, der sollte nach dem Kauf und vor dem ersten Einsatz hier noch einmal nachlesen :). Wer noch weitere Tipps zur Pflege und damit zur Lebenszeitverlängerung sucht, dem seien die Infoseiten von Mammut und Edelrid noch empfohlen. Wer mit seinem alten Seil weder ein Baumhaus bauen, noch Kanus hinter sich her ziehen will und auf der Suche nach einer anderen sinnvollen Verwertung ist, kann sich mal den Edelrid-Seilteppich ansehen – inklusive Bauanleitung.

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