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Testbericht: Mit dem Drahtesel und Terra Nova Laser Pulse 1 von Leipzig nach Schweden

Testbericht: Mit dem Drahtesel und Terra Nova Laser Pulse 1 von Leipzig nach Schweden

Mit dem Laser Pulse 1 von Terra Nova auf Bikepacking-Tour: der perfekte Test für das 1-Person-Zelt, das offensichtlich ein Gewichts- und Packmaßwunder ist. Stellt sich die Frage: Bietet es auch ausreichend Raum und Schutz? Für manche Firmen ist die Reduzierung von Gewicht und Packmaß nämlich eher Marketing – wir dagegen suchen nach wirklich praxistauglichen Innovationen, damit die Nutzer der Produkte leichter, schneller und kompakter unterwegs sein können. Denn was tut man, wenn man eine Tour machen will, aber nur extrem wenig Stauraum für das Equipment zur Verfügung hat? Zwei Möglichkeiten: Entweder man lässt Sachen zu Hause, büßt aber dadurch einiges an Komfort ein, oder man verkleinert eben seine Ausrüstungsgegenstände. Und holla die Waldfee: das Terra Nova Laser Pulse 1 hat den Praxis-Test, zwar mit einem dicken Minus, aber letztlich doch absolut überzeugend bestanden!

Kurz ein paar Worte zum Testsetting: Ich hatte vor, eine Fahrradtour von Leipzig nach Kåseberga in Schweden zu machen. Dort wollte ich mit Freunden, die gerade an der Küste wandern waren, zwei Nächte verbringen um dann mit Fahrrad und Zug wieder zurückzufahren. Ich hatte für diese ganze Unternehmung nur 6 Tage Zeit, deswegen musste ich sehr schnell und kompakt unterwegs sein. Als Taschen hatte ich das Handlebar-Pack mit 9 Litern und das Seat-Pack mit 16 Litern Volumen an meinem Fahrrad. Also Stauraum von insgesamt 25 Litern. Da hinein mussten mein Zelt, Isomatte, Schlafsack, Klamotten, Kocher, Flickzeug, Verpflegung, Hygieneartikel, Kopflampe, Batterien, Erste-Hilfe-Kram, Tasse, Gaskartusche, Espressokocher und meine Powerbank. Auf den ersten Blick ein schier unmögliches Unterfangen, denn vor allem in der Schlafabteilung war kein einziges Ausrüstungsteil, das ich besaß, besonders leicht – geschweige denn sehr klein im Packmaß! Die Gegenstände mit dem größten Packmaß waren Zelt, Isomatte und Schlafsack. Die galt es also auf ein minimales Maß zu schrumpfen. Beim Zelt fiel dann das Auge eben recht schnell auf das Laser Pulse, da es mit seinen zusammengepackten 30 x 10 cm erstens zur Not sogar in einen Getränkehalter am Fahrrad passt und zweitens eines der leichtesten und kleinsten doppelwandigen Zelte auf dem Markt ist. Also perfekt für meine Ambitionen.

Das Außenzelt des Laser Pulse 1 besteht aus silikonbeschichtetem 7 D Ripstop-Polyamid mit einer Wassersäule von 1.700 mm, das Innenzelt aus einem Polyester-Meshgewebe und der Boden aus Ripstop-Polyamid, das auch silikonbeschichtet ist und einer Wassersäule von 3.000 mm standhält. Es besitzt einen Gestängebogen und zwei Giebelstäbe aus Featherlite-Aluminium. Die Gestängeglieder sind sehr klein unterteilt, damit man den Bogen auf ein minimales Maß zusammenpacken kann. Insgesamt kommt das Laser Pulse damit auf ein Gesamtgewicht von 545 Gramm mit einem Packmaß von 30 x 10 cm.
Das Innenzelt wird mit mehreren kleinen Klettverschlüssen am Gestängebogen mit dem Außenzelt verbunden. Das ist beim ersten Mal ein bisschen Gefriemel, allerdings muss man das nur einmal machen, aber darauf gehe ich dann beim Kapitel zum Zeltaufbau noch näher ein. Mit den zwei Giebelstäben kann man am hinteren und vorderen Teil des Zeltes das Außenzelt so abspannen, dass genügend Luft für eine angenehme Belüftung zirkulieren kann, was vor allem bei der Bildung von Kondensfeuchte eine wichtige Rolle spielt. Auch dazu später noch mehr.
Im Lieferumfang enthalten sind auch 8 Heringe aus Titanium, die jeweils nur 1 Gramm wiegen.

Beim ersten Auspacken bekommt man erst einmal einen kleinen Schreck, wie leicht und dünn denn tatsächlich dieses Außenmaterial des Laser Pulse 1 ist. Mit Gedanken an den ersten stürmischen Regenfall war ich auf jeden Fall ein bisschen skeptisch, was aber, wie sich zeigen sollte, komplett unbegründet war.
Der Aufbau des Zeltes ist sehr intuitiv. Als erstes wird empfohlen, das Außenzelt und das Innenzelt mit den kleinen Klettverschlüssen an dem Gestängebogen festzumachen. Dies macht man nur einmal, denn beim Zusammenbauen kann man alles so verbunden lassen und rollt das zusammengefaltete Gestänge einfach in das Außenzelt samt Innenzelt ein. Das geht extrem schnell und macht das nächste Aufbauen auch umso leichter. Wenn man nun beide Zeltteile am Bogen befestigt hat, spannt man mit Hilfe der Heringe das Zelt wie ein normales Tunnelzelt nach vorn und hinten straff ab. Mit den Giebelstäben kann man an beiden Enden eine Luftöffnung erzeugen und bekommt auch nochmal zusätzliche Spannung aufs Zelt. Wie eben schon erwähnt, lässt man beim Abbau beide Zeltteile am Gestängebogen befestigt, schiebt die Klettverschlüsse auf das mittlere Glied, klappt den Bogen zusammen und rollt das gesamte Zelt einfach zusammen.
Das Ganze dauert jeweils zwischen 5-10 Minuten und man bekommt es gut alleine hin. Der Aufbau wird allerdings um einiges erschwert, sobald Wind geht, da es eben keine selbststehende Konstruktion ist und das sehr leichte Material bei Wind etwas schwierig unter Kontrolle zu bekommen ist.

Die erste Nacht campierte ich wild an einem Waldrand. Ungünstigerweise bin ich bis in die Dunkelheit hinein Rad gefahren, sodass ich direkt am ersten Abend das Zelt im Dunkeln aufbauen musste. Das ging im Prinzip auch recht gut, da die Konstruktion eben sehr einfach und intuitiv ist. Allerdings konnte ich direkt die Schwachstelle identifizieren: die Heringe! Wenn man sie so überhaupt nennen kann (an dieser Stelle sollte man sich das Bild des Herings in der folgenden Galerie anschauen). Es ist tatsächlich eher ein ultradünner Titanium-Zahnstocher, der keinerlei Verdreh-Blockierung oder Struktur besitzt und somit in den meisten Böden nicht in der Lage ist, die Spannung des Zeltes zu halten. Da ich mich nun am Waldrand mit lockerem Feld- und Waldboden befand, war es schlichtweg nicht möglich, das Zelt abzuspannen, da sich jedes Mal einfach der Hering gedreht hat oder mir entgegengeflogen kam. Im Dunkeln und nach anstrengendem Radeln führte das dann beinahe zu einem Nervenzusammenbruch. Also habe ich das Zelt am Kopfende einfach an meinem Fahrrad vertäut und am Fußende mit einem Stock befestigt, sodass ich es wenigstens als Biwaksack verwenden konnte. Am zweiten Abend klappte das Ganze schon um einiges besser. Ich befand mich auf einem Zeltplatz mit relativ kompakter Schwarzerde. Hier hielten dann 7 von 8 Heringen ziemlich gut und ich nahm mir für eine Abspannleine einfach einen Baum zur Hilfe. Nun konnte ich auch das erste Mal den Schlafkomfort des aufgebauten Zeltes beurteilen. Die Sitzhöhe beträgt 82 cm, was für so ein unglaublich kleines und leichtes Zelt ziemlich gut ist. Ich konnte bequem drinnen sitzen und mich umziehen. Das war auf jeden Fall ein Merkmal, das ich nach langen, anstrengenden Tagen im Sattel sehr zu schätzen gelernt habe. Man fühlt sich im Laser Pulse nicht wie bei manch anderen Solozelten in dieser Gewichtsklasse wie in einem Sarg, sondern hat einiges an Freiraum. Der nächste große Pluspunkt ist die Belüftung: In vielen Zelten dieser Art gibt es ein großes Problem mit Kondensfeuchte. Durch die zwei Giebelstäbe hinten und vorne am Zelt bekommt man allerdings eine sehr anständige Luftzirkulierung hin, die bewirkt, dass man als einzelne Person auch an Stellen mit hoher Luftfeuchte wie Seen oder Flüssen nur wenig Kondensfeuchtigkeit im Zelt hat.
Die nächsten zwei Nächte habe ich dann schon bei meinen Wanderfreunden in Schweden verbracht. Da die selber mit Zelten unterwegs waren, hatte ich hier die Möglichkeit, das Zelt mit ordentlichen Heringen anständig abzuspannen. So machte es auch, trotz sehr dünn wirkendem Außenmaterial, einen sehr robusten und stabilen Eindruck. In der zweiten Nacht in Schweden gab es dann auch einen starken Sturm mit Regen, so dass ich auch diese Bedingungen gut austesten konnte. Und wie erwartet, hielt es jeglichen Wind und Wasser stand. Es hat geschüttet wie aus Wannen, aber im Zelt war alles komplett trocken. Generell zelteten wir hier sehr nah am Meer, weswegen ich auch an der Stelle noch mal betonen kann, wie gut die Belüftung des Zeltes funktioniert. Auch der Stauraum war für meine Zwecke komplett ausreichend. Unter der Eingangs-Apsis konnte ich gut meine Fahrradtaschen aufbewahren und im Innenzelt war für die kleinere Tasche und Klamotten noch genügend Platz.

„Mit dem Minimalen das Maximale erreichen“ dürfte wohl das Motto dieses Zeltes sein. Es ist wirklich unglaublich erstaunlich, wieviel Zelt in so wenig Material steckt. Es ist ein komplett ausgereiftes Zwei-Lagen-Zelt, dass sich im Bezug auf Robustheit, Belüftung, Komfort und Intuition nicht hinter anderen Zelten verstecken muss. Die größten Stärken sind dabei das Packmaß und das Gewicht. Kaum ein anderes Zelt auf dem aktuellen Markt ist kleiner oder leichter. Das macht das Laser Pulse zu einem perfekten Begleiter für alle, die sehr begrenzten Stauraum zu Verfügung haben und auf jedes Gramm und jeden Zentimeter achten müssen. Der einzige negativ zu erwähnende Punkt sind die Standard-Heringe, die tatsächlich nur für sehr wenige Böden zu gebrauchen sind. Aus diesem Grund gibt es aber im tapir kostenlos einen Satz stabilerer Heringe dazu.

+ unglaublich geringes Gewicht und Packmaß
+ für ein Solozelt sehr gute Belüftung
+ einfach und intuitiv aufzubauen
+ angenehme Sitzhöhe und ausreichend große Apsis
– die mitgelieferten Titaniumheringe halten in fast keinem Boden

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