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Testbericht: Tecnica Forge GTX Men – Wie an den Fuß gebacken

Testbericht: Tecnica Forge GTX Men – Wie an den Fuß gebacken

Das Wanderschuhsegment ist ein altehrwürdiges, mit viel Tradition, Know-how und Firmen, deren Ursprünge man bis ins 17. Jahrhunderte zurückverfolgen kann. Und viele Wanderschuhe wirken eben genau so. Umso aufregender ist es, wenn eine Neuheit auf diesen Markt geworfen wird, die die Sensationslust ein bisschen triggert und gleichzeitig eine Lösung für ein Problem verspricht, das sich sogar als Redewendung verewigt hat: „Na, wo drückt denn der Schuh?“
Die Firma Tecnica will mit ihren neuen Wanderschuhmodellen und der darin verbauten Technologie diese Frage ein für allemal mit „Nirgendwo, aber Danke der Nachfrage!“ beantworten, denn hier muss sich der Fuß nicht mehr dem Wanderstiefel anpassen, sondern der Schuh wird direkt an den Fuß angepasst. Den Fragen, wie das funktioniert, wie sich der Schuh trägt und ob es wirklich die Erlösung für die geplagten Wanderfüße ist, durfte ich mit einem Paar Tecnica Forge GTX Men im 2-wöchigen Urlaub nachgehen.

Die große Frage gleich zum Anfang: Wie werden denn die Schuhe angepasst? Eigentlich recht einfach: Im Forge GTX Men ist im Fersen -und Schaftbereich und in der Einlegesohle eine Art Memory-Foam verbaut, Tecnica nennt diese Bereiche C.A.S., Custom Adaptive Shape. Dieser wird mit Heizkissen erwärmt und mit Hilfe einer bestimmten Apparatur an den Fuß gedrückt, sodass der Schaum die Form des Fußes annimmt. Diese bleibt bei der Benutzung der Schuhe dauerhaft bestehen. Das Prozedere kann jedoch öfter wiederholt werden, sollte sich zum Beispiel die Form des Fußes über die Zeit verändern. Als das Testpaar ankam, hieß es dann folglich zuerst: „Anpassen!“ Das Ganze dauert ungefähr 15 bis 20 Minuten und sieht, wie man den Bildern entnehmen kann, auch recht witzig aus. Es werden erst die Einlegesohlen erhitzt und an die Fußsohle angepasst. In der Zwischenzeit wird der restliche Schuh erwärmt und dann noch mal mit der eingelegten Sohle zusammen an den Fuß gedrückt. Laut des Tecnica-Vertreters sollte das Ergebnis dieser Prozedur „unspektakulär gut“ sein. Und da muss ich ihm auch zustimmen. Der Schuh trägt sich danach sehr unauffällig bequem, so als hätte ich ihn schon 2 Jahre lang eingetragen. Der erste Eindruck war also schonmal positiv und ich war gespannt darauf, wie er sich in der Natur machen würde.
Der Forge GTX Men ist in die Kategorie B der Wander- und Trekkingschuhe einzuordnen. Er hat also eine vergleichsweise feste Sohle, einen hohen Schaft und ist somit hervorragend für ausgedehnte Trekkingtouren, technisches Gelände oder schwierige Zustiege geeignet. Das Obermaterial besteht aus Nubukleder, das Innere aus einem GORE-TEX-Futter. Das macht den Schuh komplett wasserdicht und sehr robust.

Getestet werden sollte der Tecnica Forge GTX Men während meines 2-wöchigen Urlaubs in der Fränkischen Schweiz. Auf dem Plan stand vor allem Klettern und ein bisschen Wandern, sodass ich den Schuh gut auf Stock und Stein testen konnte.
Wie schon erwähnt, waren wir in der Fränkischen Schweiz hauptsächlich klettern. Und da geht es bei manchen Zustiegen über mehr oder weniger befestigte Wege über Stock und Stein, weswegen ich dafür gern stabile Schuhe trage, die mir genügend Sicherheit geben. Denn mit dickem Knöchel klettert es sich bescheiden. Was mir beim ersten Treten sofort auffiel, war der überragende Grip der Vibram-Megagrip-Sohle. Ich hatte schon öfter das Problem, dass ein harter Wanderschuhgummi auf glattem Stein schnell zur Rutschpartie wird, aber bei den Forge konnte ich sehr gut meinem Tritt vertrauen.

Ein sehr praktisches Detail ist auch die sich selbst sichernde Schnürung. Tecnica verbaut Schnürsenkel aus Kevlar mit kleinen, eingewebten Erhebungen, um so ungewolltem Verschieben oder einem ungewollten Lösen vorzubeugen.

Doch nun zur Passform: Die war tatsächlich, wie oben schon genannt, unspektakulär gut, auch nach 7 Stunden am Fels, nachdem die Füße so richtig malträtiert wurden und auch auf dem glitschigen Zustieg mit 15 Kilo Kletterequipment. Ich hatte immer das Gefühl, als ob ich die Schuhe schon seit Jahren tragen würde: kein unangenehmes Drücken, kein Scheuern und ein sehr stabiler Sitz. Erwähnenswert finde ich vor allem die Ferse. Die ist bei mir in den meisten Wanderschuhen die Problemzone und auch, als ich den Tecnica Forge GTX Men das erste Mal unangepasst am Fuß hatte, überkam mich ein Gefühl der Skepsis. Das verflog aber direkt nach dem Anpassen, denn die Ferse saß bombig.

Die Schuhe und die Anpassungstechnologie von Tecnica haben meiner Meinung nach viel Potenzial, vor allem bei Füßen, die sonst mit Schuhen von anderen Herstellern Probleme haben. Durch die Anpassung ist eben wirklich jeder Schuh individuell auf den Fuß maßgeschneidert und kann so Blasen und Scheuerstellen verhindern. Aber auch für Füße, die sich in anderen Wanderschuhen wohlfühlen – und hier würde ich auch meine Füße einordnen – kommen die Forge GTX Men absolut in Frage. Wer also einen stabilen, bequemen und super griffigen B-Schuh haben will, sollte vor dem Forge GTX Men nicht Halt machen!

Pro:

+ passt bombig!

+ hervorragender Grip am Fels

+ eine spannende Alternative für all jene, die Schwierigkeiten mit gewöhnlichen Wanderschuhen haben

+ Schnürsenkel halten durch Erhebungen sehr gut

 

Contra:

– höchstens, dass man etwas Zeit beim Schuhkauf mitbringen sollte (das Anpassen dauert ca. 20 Minuten)

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