Wie muss man drauf sein, um mehr als 13.000 km zu Fuß unterwegs sein, was macht so eine Reise mit Dir und wie geht es danach weiter? Auf die erste Frage könnte als Statement passen: „Die Freiheit, das zu tun, was ich tun will.“ Das treibt Stephan an und das hat ihn dazu gebracht, sich im März 2012 auf eine lange Reise zu begegeben, zu Fuß und ohne einen detailliert ausgearbeiteten Plan. Am Ende stehen mehr als 13.000 Kilometer durch 13 Länder, 7 Zeitzonen, auf 2 Kontinenten. Und das mit 30 kg auf dem Rücken. Eine Reise, die vier Jahre gedauert, unvergessliche Eindrücke hinterlassen und Meurisch für immer geprägt hat.
Wer jetzt davon ausgeht, dass ein solches Vorhaben immer für eine Art Flucht steht, mit einer Lebenskrise als Ausgangspunkt, der ist auf dem sogenannten Holzdampfer. Stephan hat alles in Deutschland aufgegeben, weil er das Abenteuer und das Gefühl gesucht hat, ausschließlich für sich selbst Verantwortung zu tragen. Kontaktfreudigkeit, das war ihm klar, würde eine der Grundvorrausetzungen für den langen Trail sein. In den vier Jahren zeigte es sich, dass es immer einen Weg gibt, dass alle Probleme lösbar sind und vieles sich von selbst erledigt. Trotz Schlafmangel, Hunger, Überanstrengung: Entscheidend war der Wille, das selbst gesteckte Ziel zu erreichen. Und das auch ohne Geld im Hintergrund, denn das hatte er nicht. Was er unterwegs brauchte, wurde ihm geschenkt oder verdiente er sich. So arbeitete er unter anderem auf Bauernhöfen, auf Baustellen und als Englisch- und Deutschlehrer in Schulen. Das mitgeführte Zelt wurde in 4 Jahren nur zwölf Mal aufgestellt, weil er durch seine offene Art immer wieder gastfreundliche Menschen fand, die ihn zu sich nach Hause einluden. Und mit den Wochen und Monaten gelang es ihm immer mehr, nicht bloß so schnell wie möglich ankommen zu wollen, sondern die Etappen zu genießen und neugierig zu sein auf alles, was mit ihm dabei passierte. So kam er nicht nur dem anfangs so fernen Lhasa in Tibet, sondern vor allem sich selbst immer näher. Er gewann Erkenntnisse, die kein normaler Urlaub bringen kann. Nachhaltige Erkenntnisse, die ihn noch heute und für den Rest seines Lebens beeinflussen werden. Dazu gehört die Gewissheit, sich nicht mehr mit Routine und dem „Normalen“ begnügen zu wollen.
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