Ich habe deinen Weg in deinem Blog mitverfolgt. Du hast auf jeden Fall ziemlich interessante Menschen getroffen, mit denen du gefühlt auf einer Wellenlänge liegst. Erzähl doch mal!
Spannend war, dass ich eher weniger auf Fernwander*innen getroffen bin. Das ist auf dem E5 und dann auf dem Alpe-Adria-Trail kurz vorm Ziel passiert. Abseits der Fernwanderwege gab es tatsächlich nur ein einziges Mal eine Begegnung im Mitterkarbiwak (Karnische Alpen) mit einem Fernwanderer, der den violetten Via Alpina Trail von Ost nach West laufen wollte. Häufig war es so, dass ich manchmal tagsüber an einer Hütte gestrandet bin und versucht habe zu warten, bis der Regen weniger wurde. Dabei sind dann mit Hüttenwirt*innen oder Bergsteiger*innen in max. 2 Grüppchen interessante Gespräche entstanden, als ich erzählte, warum ich die Wanderung mache. So habe ich häufig über Flüchtlingspolitik und Jugendarbeit und die Bedürfnisse von Jugendlichen geredet und das gleich am Beispiel der unterschiedlichsten Regionen. Das war schon spannend und irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Menschen, mit denen ich darüber reden konnte, wesentlich offener und empathischer sind als Erwachsene, mit denen sich die Jugendlichen hier in unseren ländlichen Regionen so herumärgern müssen. Beeindruckt war ich davon, dass ich auch auf Hütten eingeladen wurde. Mal haben mir die Gäste Getränke und Essen bezahlt, mal haben mich die Wirt*innen kostenfrei im Lager schlafen lassen.
Besonders hängengeblieben ist mir aber der Abend auf der Filmoor Standschutzhütte. Dort habe ich mich einfach irgendwie wie daheim gefühlt. Sagen wir, es war das ZxRx oder die Gieszer der Hütten, anders kann ich es, glaube ich, nicht beschreiben. Interessant war auch die Begegnung mit einem Neuseeländer am Krn (Slowenien) der mir immer mit „Even put your boulder shoes in your backpack“ im Gedächtnis bleiben wird, denn ja er hat Recht, die Boulder in den Julischen Alpen liegen halt einfach so am Weg rum. Die mit Abstand aber besonderste Begegnung hatte ich in Tolmin: Als ich gerade vom Krn abstieg und mir an einem Parkplatz die Wanderschuhe ausziehen wollte, kamen plötzlich zwei Bekannte aus Grimma/Leipzig um die Ecke. Das war schon ein bisschen krass, nach 5 Wochen allein denkst du da, du siehst Geister! Ich muss sagen, dass ich mit anderen Wander*innen eher wenig Kontakt hatte, da viele in größeren Gruppen unterwegs sind und irgendwie dadurch keine Gespräche zustandegekommen sind. Ich muss sagen, je südlicher und entfernter vom E5 ich kam, desto freundlicher und offener wurden die Menschen. Es tut mir auch leid, dass ich mich so oft negativ über den E5 äußere, aber ich habe einfach auf den Hütten und auch auf den Wegen keine guten Erfahrungen gemacht und das hat mich gerade am Anfang irgendwie verstört. Ich hatte da das Gefühl wie in Hostels, wo sich dann alle irgendwie gegenseitig erzählen, wo und wie toll es überall schon war.
Würdest du diesen Weg noch einmal gehen?
Gute Frage. Also, ich möchte auf jeden Fall die Etappen, die ich abbrechen musste – wie die Hoch Wilde oder den Pößnecker Klettersteig – sehr gern noch nachholen. Ich glaube, ich würde bei einem nächsten Mal die Etappen anders aufteilen und die Route etwas anders bauen, denn ich hatte mir selbst schon irgendwie hohe Ziele, gerade was die Gipfel betraf, gesteckt. Die Gipfel werden bei einer solchen Wanderung irgendwann auch egal, sondern es geht vielmehr um den Weg und die Strecke und ich denke, da gibt es Verbesserungsbedarf. Ich würde dort, wo es geht, auch besser recherchieren, wie es sich mit der Markierung verhält. In Norditalien ist die teilweise sehr schlecht und das kann dann an manchen Stellen echt heikel werden. Sagen wir so: Im Allgäu und den Zentralalpen sollte man* vielleicht Routen abseits der Touripfade wählen und in den Dolomiten, Karnischen und Julischen Alpen die Touripfade nehmen, da die die halbwegs sicher und gut markiert sind. Und so viele Menschen sind da zum Glück nicht unterwegs, weshalb es auch nicht wirklich Touristrecken sind. Ich bin am Ende ja ein paar mal auf den Alpe-Adria-Trail gekommen. Wenn der durchweg so gut markiert ist wie auf den letzten 10 Etappen, dann ist das eine echt schöne Fernwanderung und dem E5 in jedem Fall vorzuziehen. Ich würde im Übrigen eine solch lange Strecke nicht noch einmal allein gehen und gern würde ich mehr sehen, aber ich denke, im Groben kann man* die Strecke mit kleinen Veränderungen schon so machen. Schaut es euch einfach mal auf komoot.de/user/hikefor an.
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