Routenplanung
Zurück zu Hause fegen wir die Reste der Wiedersehens-Party zusammen – und brainstormen für die nächste Weltreise, dieses Mal auf dem Rad. Welche Länder und Gebiete möchten wir unbedingt erleben? Zentralasien, Alaska, Patagonien, mein Herz schlägt Purzelbaum. Dann recherchieren wir die jeweils besten Reisezeiten. Wer will schon festsitzen im verschneiten Pamir oder dahinsiechen in der Hitze der Gobi? Schritt für Schritt puzzeln wir uns eine Route: Zentralasien, China, Osttibet, vielleicht überwintern in Australien, dann in die USA, Kanada, Alaska, schließlich nach Südamerika fliegen und nach Feuerland radeln. Zwei, zweieinhalb Jahre wird es wohl insgesamt brauchen.
Budget
Ein recht gutes Gespür für die alltäglichen Kosten entwickelten wir während der ersten Langzeitreise 2013/14 durch 12 Länder dieser Erde und peilen Ausgaben im Gegenwert eines Kleinwagens an. Groben Berechnungen zufolge glauben wir etwa zwei Jahre sparen zu müssen, bis das Geld für den nächsten Trip beisammen ist. Daniel verkneift sich die Dreiviertel-Stelle, schafft weiter Vollzeit. Ich arbeite auch an Wochenenden und springe für jeden kranken Kollegen ein. Auf’s Mensen verzichte ich, wir beide auf exotische Urlaube. Unsere Familien beschweren sich über die ständig gleichen Wünsche zum Geburtstag und Weihnachten: Gutscheine, Gutscheine, Gutscheine…
Know-How
Wir essen Reiseführer zum Frühstück und verschlingen Forenbeiträge zum Abendbrot. Mit Carsten vom tapir feilen wir stundenlang an der Ausrüstung; eigentlich hätten wir gleich im Laden biwakieren können? Daniel nutzt die freien Nachmittage zwischen Nachtdiensten für Crashkurse im Radladen um die Ecke. Zudem besuchen wir gezielt Reisevorträge und stürzen uns mit Fragen auf die Referenten.
Die Fahrräder
Wir fahren auf robusten Reiserädern der Marke Patria (Modell: Terra). Die Stahlrahmen sind extrem stabil und lassen sich – im Gegensatz zu Aluminium – in jeder Ecke der Welt im Notfall schweißen. Gepäckträger und Lowrider von Tubus tragen Radtaschen von Ortlieb. Im Hinterrad sitzt eine Nabenschaltung von Rohloff mit Kettenantrieb. Wir haben uns nach langer Überlegung gegen Felgenbremsen und für hydraulische Scheibenbremsen entschieden – und bislang nicht bereut. Ich würde unbedingt die gehärteten Bremsbeläge empfehlen, die sind zwar teurer, halten aber um Welten länger als die üblichen Pads. Sehr empfehlenswert sind „unplattbare“ Reifen von Schwalbe (Marathon Mondial), die halten tatsächlich tausende Kilometer ohne Plattfuß. Wichtig sind Ersatz- (ein paar Speichen, Bremsscheibe, Kettenschloss, Schrauben, Flicken) und Verschleißteile (Bremsbeläge, ein paar Schläuche) in ausreichender Menge. Man muss sicher kein promovierter Radmechaniker sein, sollte aber grundlegende Reparaturen selbst durchführen können.
Navigation
Wir navigieren mit Hilfe eines einfachen Smartphones und der Android-App OsmAnd. Die bietet weltweite Offline-Karten, die üblichen Papierkarten haushoch überlegen sind. Damit ist es kinderleicht, mit dem Fahrrad sicher und schnell selbst in entlegenen Gebieten oder durch die Megastädte dieser Welt zu radeln. Das Handy wird dabei mittels Nabendynamo und Trafo (e-Werk von B&M) geladen. Besser ist sicher ein richtiges Navigationsgerät, aber das bringt zusätzliche Ausgaben und Gewicht mit sich.
Ausrüstung
Qualität hat oberste Priorität, schließlich soll das Equipment auch jahrelangem Dauereinsatz trotzen. Wir vertrauen auf ein sturmsicheres Zweipersonen-Zelt von Hilleberg (Nallo 2 GT) und kuschelige Winterschlafsäcke von Yeti sowie Kleidung aus Merinowolle. Extrem praktisch sind 10-Liter-Wassersäcke von Ortlieb, die nützen nicht nur zum Wassertransport, sondern ermöglichen mittels kleinem Aufsatz auch die abendliche Dusche. Ebenso genial: Mini-Wasserfilter von Sawyer. Die lassen sich sowohl auf Ortlieb-Säcke als auch die meisten PET-Flaschen schrauben und halten ewig. Das spart nicht nur viel Geld, sondern auch Müll. Auch top: der Multifuel-Kocher von Trangia, eine absolut rußfreie Angelegenheit. Gas- oder Spirituskocher würden wir nicht empfehlen, da die Rohstoffbeschaffung nicht immer sicher ist. Wichtig ist uns ein Ebook-Reader, wann haben wir schon einmal so viel Zeit zum Lesen? Ein halbes Jahr vor Reisebeginn testen wir die Räder und das gesamte Equipment auf einer ausgiebigen Alpentour.
Visa
Da wir nach Iran fliegen und von dort aus unsere Reise durch Zentralasien starten, beantragen wir den Großteil der Visa vorab in Deutschland. Die Unterlagen für das heikle Turkmenistan-Visum reiche ich persönlich an der Botschaft in Berlin ein – glücklicherweise! Denn die Turkmenen listen nicht alle notwendigen Dokumente auf ihrer Homepage auf … Zudem fordern wir einen Zweitpass im Leipziger Einwohnermeldeamt an. Wir wissen bereits, dass wir das China-Visum in keinem zentralasiatischen Land beantragen dürfen – eine Agentur wird also die Zweitpässe mit den entsprechenden Unterlagen zu gegebener Zeit an die chinesische Botschaft in Berlin senden und uns dann die Pässe mitsamt China-Visum nach Kirgistan schicken.
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