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USA: Bärensuche in den Rockies

USA: Bärensuche in den Rockies

Ende Juli tourte ich mit Rad und Rucksack durch die Rocky Mountains, wobei ich auch den Yellowstone Natinalpark und den Grand Teton Nationalpark (ansatzweise) erkundete. Zwei Tage machte ich kleinere Fahrradtouren mit leichtem Gepäck und ging es sehr entspannt an. Dann hatte ich ein Permit für das Lamar-Valley. Zwei Nächte im Hotspot für Bisons, Wölfe, und Bären. Der riesige Yellowstone NP hat 4 Eingänge und ist im Wesentlichen ein Park, der durch zwei Dinge besticht: Wildnis und beeindruckende Thermalgebiete. Landschaftlich nicht sooo viel zu bieten. Über warmshowers hatte ich einen sehr netten Host in Gardiner gefunden, ein Ort direkt an der Nationalparkgrenze.

 

Endlich genug Mut um auf die Suche nach Grizzlies zu gehen! Wo, wenn nicht im Yellowstone? Ein Park, wie gemacht dafür, sich das große Geschenk zu bereiten Kindheitsträume wahr werden zu lassen! Bisons, Grizzlies, Hirsche, und dazwischen Dampf speiende Erde. Wilde Kindheitsträume!

Im Tal der Tiere
Ich hatte meine Kräfte etwas (massiv) überschätzt, beziehungsweise unsauber recherchiert. Ich dachte vom Trailhead trennen mich ein 600 m Anstieg und 60 km – wenn ich früh aufstünde, kein Problem. Als ich dann mit Rucksack um halb 7 auf der Piste war, wurde mir recht schnell klar: Das wird unbequem. Mein Hintern schlief immer wieder ein durch die ungewohnte Last.
Und außerdem wurde mir klar, dass ich nicht einen Pass zu überwinden hatte und dann ins Tal rolle, sondern erst der Pass und dann sehr hoch gelegene Hügel meinen Weg ziemlich anstrengend gestalteten.
Auch die Höhenlage hatte ich unterschätzt. Sie machte mich doch relativ kurzatmig. Später fand ich dann heraus, dass auf 2300 m Wasser tatsächlich schon bei 93 Grad kocht… das war mir vorher nicht bewusst.

Die Radtour war geschafft, nun die Wanderung
Insgesamt waren es dann 65 km, und 1000 m aufwärts bis zum Trailhead. Um 15 Uhr (nach der Mittagspause) lagen noch 20 km Wanderung vor mir, um meinen reservierten Lagerplatz zu erreichen. Aber hey! Mein Rucksack war ungewohnt leicht (neu angeschaffter Sawyer Wasserfilter)! Und es war der erste Tag, an dem ich Bisons sah. Live und in nah. Das sind Biester! Da sie sich zur Zeit in der Brunft befanden, erzeugten sie sehr eindrucksvolle Geräusche, ähnlich wie ein Donnergrummeln. Das klang schon von weiter weg her sehr bedrohlich.
Zudem rammten immer mal wieder zwei von ihnen ihre wahnsinnig massigen Köpfe aneinander, oder wälzen sich im Dreck, was riesige Staubwolken aufwirbelt in der trockenen Landschaft, um ihrem Kampf die richtige Atmosphäre zu geben… oder so. Jedenfalls lebte ich ein bisschen in meiner Winnetoutraumwelt, und was mir an Ausdauer und Kraft fehlte wurde durch Begeisterung ersetzt.

Gemütlich einrichten
Ich kam im letzten Tageslicht am Lagerplatz an, baute zuerst das Lager auf, kochte dann und fiel recht schnell in den Schlafsack. Ich war superfroh, zwei Nächte am gleichen Ort zu zelten, denn dadurch konnte ich ganz entspannt am nächsten Tag die Gegend erkunden (Bären suchen) und mein Lager perfektionieren. Ich sammelte Feuerholz und baute einen Reflektor, denn die Nächte in den Bergen sind auch schon Ende Juli frisch. Der Abend kam und war schön, sternenklar, und ich hatte meine Angst überwunden bezüglich der Bären. Kochend und lesend und verträumt den eindrucksvollen Himmel bewundernd verstrich die Zeit, und da ich wirklich viel Holz hatte und der Reflektor auch seinen Zweck erfüllte war mir mollig warm.
Als ich dann zum Zelt zog (nach Vorschrift mehr als 100 Meter weit Weg von Feuer und Kochstelle), lag schon Eis darauf. Verkroch mich mit meiner Wärmflasche (Metalltrinkflasche mit einem Liter kochendem Wasser in ein Merinoshirt geknotet, wirkt Wunder) in meinen Schlafsack. Den Wasserfilter nahm ich sicherheitshalber mit ins Zelt, denn einfrieren wäre sein Tod. Aber nicht mit in den Schlafsack, und das war sein Tod. Denn der klare Himmel und die Höhe ließen die Temperatur ins Bodenlose fallen. Etwa 1,5 Stunden vor Sonnenaufgang (wenn die Nacht am tiefsten…) hatte ich -9,2 Grad im Zelt. Morgens Eis überall. An den Zeltwänden, auch im Innenzelt, auf dem Schlafsack…
In der Nacht hörte ich Wölfe. Das hatte ich zwar in Schweden schonmal, dennoch war es auch dieses Mal etwas Besonderes. Und ein riesiger Unterschied bestand: Ich genoss in vollen ruhigen Zügen, kein rasender Puls, sondern purer Genuss. Die Melodie der Wildnis. Schaurig schön.

Nun wird es ruhiger
Wo es Grizzlies gibt, werden Wölfe plötzlich sehr viel weniger bedrohlich.Die Wanderung zurück war viel entspannter, da mir die Marschregeln des Militärs einfielen (pro Stunde 10 Minuten Pause), und mein Rucksack viel leichter war (ich esse inzwischen wahre Berge). Doch die Tour zurück zu meinem Gastgeber… immer noch kein Zuckerschlecken.
Die restliche Zeit im Yellowstone ging ich es dann entspannter an, machte noch 2 Wanderungen, aber viel leichtere und kürzere Distanzen und ohne eine solche Anfahrt.

Rainbow Country
Ich hatte das Glück ein Permit zu ergattern, das mich für zwei Tage entlang der Oberkante des Grand Canyon vom Yellowstone führte. 300 Meter tief und bunt. Wirklich bunt. Fast der gesamte Regenbogen wurde durch aufsteigende Dämpfe und Feuchtigkeit aus dem Gestein gekitzelt. Rot, gelb, orange, rosa, pink, weiß und schwarz, darauf an feuchten Stellen grünes Moos und Bäume, abgerundet durch das klare Blau des Yellowstone River, verfeinert mit dem Weiß rauschender Bilderbuchwasserfälle.
Und die Thermal-Gebiete! Die bekannteren sind natürlich recht frequentiert, aber es gibt auch abgelegenere, wo man auch mal aufsaugen kann was man da eigentlich gerade sieht. Apokalyptische Landschaft, fauchend und blubbernd und heißes Wasser speiend, riesige Flecken verödetes Land, Salzkruste über Jahrhunderte gewachsen. Unnatürlich, nein, sehr ungewohnt gefärbtes Wasser und über allem ein Schwefelgeruch. Gelegentlich wird man von einer schwefligen Dampfwolke eingehüllt, Brillengläser beschlagen und das Atmen wird schwer. Toll!

Das gesäumte Tal mit Tieren
An den Yellowstone schließt sich ziemlich direkt der Grand Teton NP an. Der Yellowstone ist riesig und kann nur an manchen Stellen mit landschaftlicher Schönheit dienen, ich war sozusagen auf Entzug. Durch eine recht seltene Art der Gebirgsbildung haben die Tetons zur Ostseite kein Vorgebirge. Gar keins. Es ist ein breites Tal (20 km vielleicht) und an der Westseite dessen springen die Berge in die Höhe.
3000 bis 4000 Meter Gipfel über einem Tal auf 2000 m! Schroffe graue Felsen. Man wird klein, oder jedenfalls ich. Wirklich in die Höhe wanderte ich dort nicht, denn der Ausblick: solala. Man sieht eben ins flache Land, das sieht man aber von unten auch. Es sei denn man wandert richtig in den Gebirgszug hinein, wovon ich gehört habe, dass es umwerfend sein soll. Wonach ich auf der Suche war, das waren Tiere! Im Yellowstone traf ich zwar noch zwei Schwarzbären, was immer noch superschön, und auch ein bisschen aufregend war, aber einen Grizzly durfte ich nur einmal durch ein Spektiv von ganz weit weg sehen. Und Elche hab ich auch nicht gesehen!

Beides gibt es in den Tetons, beides suchte ich. Und immerhin die Elche fand ich auch! Eine halbe Stunde oder länger durfte ich einer Elchkuh beim Grasen in einem Tümpel zugucken! Es ist schwer bei so viel Schönem in gerechtfertigten Superlativen zu reden, aber das war wahrscheinlich einer der schönsten Momente meiner Reise. Mein erster Elch, genau genommen mein zweiter, denn 2 Minuten zuvor sah ich auf der gegenüberliegenden Wiese einen schlendern. Und so nah. Es sind eher lustige Geschöpfe als ehrwürdig und dennoch wurde damit ein schon lange in mir schlummernder Wunsch erfüllt!

Beste Reisezeit:
Für eine Tour deren Nächte im Zelt und deren Tage auf dem Rad oder wandernd gestaltet werden sollen, bieten sich die Sommermonate an. Die sind zwischen Juni und September, wobei sowohl Juni als auch September entsprechend ausgeweitete Komfortzonen voraussetzen. Bedenkt die Höhenlage der Parks und stellt euch auch im Sommer auf kalte Nächte ein!

Anreise:
Ich könnte eine schöne, aber nicht direkte Rad-Route von Seattle empfehlen. Darum geht es jedoch wahrscheinlich nicht. Die Nationalparks sind natürlich relativ gut angebunden. Immerhin besuchen sie rund 4 Millionen Menschen im Jahr. Es scheint gut zu funktionieren, wie ich in Gesprächen mit anderen Reisenden erfuhr, in eine der umliegenden großen Städte zu fliegen (Salt Lake City), dann einen Greyhound (Fernbus) nach Idaho Falls zu nehmen, und von dort zu trampen, oder auf örtliche Angebote zurückzugreifen!

Einreise:
Es sind die USA. Ich empfehle dringend sich umfassend mit den Einreisebestimmungen mittels offizieller Quellen zu informieren. Alles kein Hexenwerk, aber dennoch relativer bürokratischer Aufwand, vor allem für Aufenthalte von mehr als 90 Tagen. Entsprechend rechtzeitig drum kümmern, da behördliche Bearbeitungszeiten berücksichtigt werden müssen!

Sprache:
Es sind die USA. Ich habe, mangels Fähigkeiten, nie versucht mich in anderen Sprachen als Englisch zu verständigen, bin aber grundsätzlich skeptisch, ob es als möglich zu bezeichnen wäre. Es ist jedoch vielleicht beruhigend anzumerken, dass ich stets mit sehr viel Geduld und Bemühen konfrontiert wurde, auch wenn ich eventuell mal an die Grenzen meiner Spreche kam! Keine Scheu!

Geld:
Wie sicherlich schon manche gehört haben, ist die Kreditkarte als Zahlungsmittel sehr verbreitet. Da ich diese jedoch selbst nicht gewöhnt war, wickelte ich den größten Teil bar ab. Oder mit EC-Karte. Tipp am Rande: In den meisten großen Supermärkten kann man sich Bargeld auszahlen lassen und damit Automatensuche und -gebühren umgehen! Cash back heißt das dann. Warnung: Im Grand Teton NP gibt es nur sehr wenige ATMs. Mit viel Geduld und Bitten konnte ich im örtlichen Souvenirshop am Jenny Lake Geld abheben, indem ich etwas per Karte kaufte und gegen Bargeld zurückgab.

Zeltplätze:
Für die backcountry Zeltplätze braucht man eine Genehmigung (permit), die an Tag und Personenzahl gebunden ist. Man kann diese online vorab buchen, gegen Zusatzgebühr, oder vor Ort bei der Nationalpark Verwaltung bekommen. Mit etwas Flexibilität ist die zweite Möglichkeit deutlich zu empfehlen! Natürlich kann es vorkommen, dass man seinen Reiseplan um ausgebuchte Zeltplätze herumarrangieren muss, jedoch hat man so auch die Möglichkeit sich mit der kurzfristigen Wettervorhersage abzustimmen. Pro Person belaufen sich die Kosten auf ca. 3 – 5 Dollar pro Nacht im backcountry im Yellowstone. Auf den anderen Zeltplätzen muss man mit 15 Dollar aufwärts rechnen. Jedoch gibt es inzwischen auf fast jedem Zeltplatz hiker/ biker sites, das ist ein für Nichtkraftfahrzeugnutzende reserviertes Eck, und kostet in der Regel 5 Dollar pro Person und Nacht. Besondere Empfehlung: backcountry Zeltplatz „upper firehole“ Im Grand Teton ist es etwas anders. Dort gilt das permit für beliebig viele Personen (bis zu 12), und ist tageweise preislich gestaffelt. Das heißt auch allein Wandernde müssen für eine Übernachtung 20 Dollar zahlen. Außerdem gibt es nicht überall hiker/ biker sites. Am Zeltplatz Jenny Lake schon. 10 Dollar pro Nacht. Auf dem Zeltplatz Signal Mountain gibt es ein Amphitheater und hinter der Bühne kann man abends sein Zelt aufbauen, und morgens zeitig abbauen. Und berechtigterweise hoffen, nicht erwischt zu werden.

Zur Suche von Unterkünften mit Dusche für Radfahrende. Die Community in den USA ist immens und oftmals umwerfend gastfreundlich!
warmshowers

Auch wenn trivial, die Seiten der Nationalparks sind eine gute Adresse. Die Parks sind riesig und an manchen Stellen sicherlich noch schöner als an anderen. Sich darüber einen Überblick zu verschaffen, was man nicht verpassen möchte, lohnt sich auf jeden Fall! : nps.gov/yell
nps.gov/grte

Bearbox und alles andere. Das ist der Globetrotter der USA, mit erweitertem Service. Mieten von Equipment wie bearbox möglich!
rei

Wandern, aber wo lang? Sehr gut geeignet, um zu stöbern und herauszufinden für welche Wanderungen man versuchen könnte, einen backcountry Zeltplatz zu ergattern!
alltrails

  • Wasserfilter: Rucksäcke werden federleicht, Schultern streben Richtung Himmel und die Verbindung zur Natur wächst durch direkte Aufnahme ihres Lebenselixirs. Es spart das Wasser tragen.
  • Merino-KleidungFür kühle Tage und kalte Nächte, wirkt geruchshemmend.

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