Extremer Winter
Ich schlage die Augen auf. Draußen vorm Fenster fegt eine Elster das Geländer der Veranda entlang und scheint sich am Schneegestöber zu erfreuen, das sie auslöst. Wie ein Kind, das mit voller Wucht in eine Pfütze springt. Es ist Ostersonntag in Alta. Vor fünf Tagen bin ich hier angekommen. An meinem ersten Morgen war mein Blick gleich auf mein Handy gerichtet. Die Nachrichten glichen einer Absage an sämtliche Reisepläne: meine Freunde aus Tromsö saßen irgendwo auf der Küstenstraße Richtung Nordkap fest. Der Grund: Lawinen blockierten die Straße… für Stunden, Tage, eine ganze Woche? Das war unklar… Der Winter 2018 war außergewöhnlich lawinenintensiv, grundsätzlich sollte man sich der Gefahr immer bewusst sein und vorab die Lage checken.
Tipp für gutes Wetter
Bei schönem Wetter in Alta lohnt sich ein Aufstieg zur Haldetoppen, oder „Sukkertoppen“, mit dem im Jahr 1900 erbauten Observatorium zur Beobachtung des Polarlichts.
Was mache ich allein in Alta?
Nachdem meine Freunde kapituliert haben und umgekehrt sind, sitze ich in Alta, ohne Skier, ohne Schlafsack, ohne Auto. Über Ostern sind fast alle Unterkünfte ausgebucht, auch die Skihütten auf dem Hochplateau. Ich quartiere mich bei einer Universitätsprofessorin und ihrem Huskymischling namens Demma ein und gehe erstmal ins Bett. Da bleibe ich für ein paar Tage. Wenn ich nicht gerade schlafe, mache ich kleinere Skitouren in der städtischen Umgebung mit neuen Langlaufskiern, die ich im Winterschlussverkauf in Alta für knapp 300 Euro gekauft habe. Auf meiner ersten Loipentour treffe ich Kjersti, Fotografin und Journalistin aus Oslo. Ich werde mit ihr noch ein paar weitere Ausflüge machen. Auf einem erzählt sie mir, was sie am Norden so liebt: Er lehrt dich Geduld und Demut.
Auf geht es von Alta nach Karasjok
Ostermontag! Die Lawinengefahr wurde herunterstuft und es gibt wieder freie Betten auf den Hütten im Fjell. Meine Gastgeberin setzt mich bei guten Witterungsbedingungen am Rande der Piste ab, die von Alta nach Karasjok führt. Ohne Skier versinke ich bis zur Hüfte im Schnee. Mit klassischen Langlaufskiern ist die Tour etwas mühsam, denn eine Loipe gibt es nicht und die Spur ist von Schneemobilen zerfahren. Holzstangen markieren den Scooter-Highway. Ohne diese Markierungen kann man schnell die Orientierung verlieren. Bei Schneefall dauert es manchmal nur 20 Minuten bis zum Whiteout, dann kann man Himmel und Erde kaum noch voneinander unterscheiden.
Tipp für die Tour
Wer Off Country Skier der breiten Sorte besitzt und per GPS oder mit Karte und Kompass navigieren kann, der fährt am besten querfeldein – das macht mehr Spaß und ist weniger anstrengend.
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