Da im Wesentlichen immer wieder die Wasserdichtigkeit der Beschichtungen von US-amerikanischen Herstellern in Zweifel gezogen wird, haben wir uns auf diese konzentriert und unseren Wasserdichtheits-Test auf die Böden von Nemo Hornet, Big Agnes Copper Spur HV UL und MSR Hubba beschränkt. Diese sind mit Wassersäulen von 1.500, 1.200 und 3.000 mm angegeben, was vielen europäischen Nutzern als viel zu gering erscheint.
Schon ein wenig Hintergrundwissen rüttelt an dieser Skepsis: Anders als europäische Hersteller geben die US-Amerikaner die Wassersäulen-Werte nämlich nicht für Böden im Neuzustand an, sondern nach einer simulierten 5-jährigen Nutzung. Dafür werden die Stoffe bestimmten Schnellalterungs-Prozeduren unterworfen – erst danach wird der Drucktest gemacht.
In unserem Drucktest konnte vor allem der MSR-Boden eindrucksvoll beweisen, dass amerikanische 3.000 mm einfach dichter sind als europäische 3.000 mm 🙂 Im Suter-Tester überzeugte auch Big Agnes, bei Nemo dagegen hätte die Stiftung Warentest wohl eher ein „zufriedenstellend“ vergeben. Die Details gibt’s im Theorie-Teil unseres Test-Videos:
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4 Kommentare
Rando | 09.Aug.2018, 09:42
Hallo Clemens, Du hast schon recht: Bei Hardcore-Einsätzen kommen UL-Zelte an ihre Grenzen und das kann man unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit fragwürdig finden. Thru-Hiker auf dem PCT schmeißen ihr Zelt am Ziel schon mal weg. Aber eben am Ziel - nach 5monatiger Dauerbelastung. Unserer Erfahrung nach werden UL-Zelte aber meist sehr viel weniger intensiv (und oft auch nur auf kürzeren Touren) genutzt und tun deshalb über Jahre ihren Dienst. Ein Zeltboden bleibt nämlich auch dann dicht, wenn er mal geflickt wurde - wer also die Zeltunterlage aus Gewichts- oder Kostengründen ablehnt, sollte über ein Stück gutes Tape im Rucksack ernsthaft nachdenken.
Clemens | 08.Aug.2018, 21:15
"Bei diesen sehr leichten Zelten ist unter nicht Laborbedingungen ein footprint (Zeltunterlage) unbedingt erforderlich". Damit steigt die beworbene niedrige Gewichtsangabe und zusätzliche Kosten fallen an. Also ehrlich es bedarf, sofern man nicht ausschließlich auf dem Golfplatz zeltet, gleich einem robusten etwas dickwandigerem Zeltboden (z.B. wie bei den alten Vaude Zelten). Neben den Mikrolöchern im Boden durch spitze Vegetation ist besonders öfteres Verpacken des Zeltes im engen Packsack auch bei nur leichter Verschmutzung (Staub, Sandkörnchen) ein absoluter Beschichtungskiller. Sorry, die vorgestellten Zelte taugen meiner Meinung nach nicht für den längerfristigen Einsatz. Die vom Marketing der Outdoorfirmen heut oft überstrapazierte Nachhaltigkeit wird hier ausgeblendet.
Rando | 08.Aug.2018, 16:45
Hallo Sven, klar ist ein Planschbecken nicht die Isle of Skye im Dauerregen. Aber man drückt auch in der Wanne die Feuchtigkeit niemals komplett weg unter dem Zelt. Das Entscheidende ist nicht, WIE VIEL Wasser es unter dem Zelt gibt, sondern mit welchem Druck es auf den Boden wirkt. Wenn der ausreicht, drückt sich auch ein Tropfen durch. Das mit der nassen Optik stimmt natürlich absolut. Ist ja schon fast der Normalfall bei PU-beschichteten Zelten, deren Außenimprägnierung abgerieben ist: Da saugt sich der Außenzeltstoff voll und innen ist es trotzdem trocken. Aber das geschieht dann viel flächiger als wir das beim Copper Spur gesehen haben. Und im Suter Tester lag sowieso die beschichtete Seite im Wasser. Wenn also auf der unbeschichteten dann Flecken auftauchen, muss das Wasser wohl durch sein durch die Beschichtung.
Sven Meier | 08.Aug.2018, 15:06
Na, ob der Praxistest wirklich so praxisrelevant war? Da drückt sich doch im Wesentlichen einfach das Wasser zwischen Zeltboden und PVC des Planschbeckens seitlich raus und wirkt nicht auf den Zeltboden. Das ist auf der mit Wasser vollgesaugten Erde eher anders, weil das Wasser nirgends hin kann. Und Stoff, der nass aussieht, kann von unten nass sein und von oben, da wo die Beschichtung ist, trotzdem dicht und trocken sein, obwohl er nass aussieht.