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Testbericht: Über allem strahlt die Ökobilanz – Mit dem Marmot Trestles Elite Eco 30 in die Sierra Nevada

Testbericht: Über allem strahlt die Ökobilanz – Mit dem Marmot Trestles Elite Eco 30 in die Sierra Nevada

Bei dem neuen Trestles Elite Eco 30 von Marmot werden Nachhaltigkeit und ein minimaler ökologischer Fußabdruck großgeschrieben. Tim vom tapir-testteam hat den Synthetik-Ökoschlafsack mit in die Sierra Nevada entführt, wo er ihn bis an die Grenzen des Komfortbereichs getrieben hat. Lest mehr zu seinen Erfahrungen hier im tapir-blog!

Manchmal sind es die Luxusprobleme, welche einem bei der Tourenvorbereitung das meiste Kopfzerbrechen bereiten. Bei der Planung meiner Sierra-Nevada-Hochtour war die Route schnell gefunden. Die Biwakplätze haben sich wegen des begrenzten Wasserangebots auf über 3000 m wie von selbst ergeben. Das 6-Tages-Menü, das wir über die ausgesetzten Kämme und Gipfel des höchsten Gebirges der iberischen Halbinsel tragen würden, war ebenfalls schnell abgestimmt. Aber welche Temperaturen uns erwarten würden, war kaum zu klären. Was für die Wahl der Kleidung automatisch im Zwiebellook endet, gestaltet sich beim bei Thema Schlafsack etwas komplizierter.

Hier komme ich zu meinem Luxusproblem: Besitzt man nur einen Schlafsack, kommt dieser in den Rucksack. Hat man aber die Wahl zwischen drei Schlafsäcken mit Komforttemperaturen von -9 °C, -2 °C und 3 °C, dann beginnt das Grübeln. Steht dann neben bewährten Daunenschlafsäcken auch noch ein Marmot Trestles Eco 30 zur Wahl, dann bekommt die Gretchenfrage des Trekkings nach Gewicht, Packmaß und Wärmeleistung eine weitere Dimension: Nachhaltigkeit.

Ein synthetischer Mumienschlafsack komplett aus Recyclingmaterial? Das klingt ja erstmal spannend. Ein Blick aufs Datenblatt positioniert ihn schonmal im richtigen Komfortbereich. Mit rund -2 °C liegt der Trestles Eco 30 auf dem Papier genau zwischen seiner Daunenkonkurrenz und im erwarteten Temperaturbereich. Die Isolierung scheint also zu passen. Beim Thema Größe lässt mich ein erster Blick auf den Packsack stutzen. Gegenüber den meist kleineren Daunensäcken zeigt sich der Marmot Trestles Eco 30  in konkurrenzfähiger Größe. Der Marmot hat meine Aufmerksamkeit.

Bei genauerer Betrachtung rückt der vergleichsweise leichte Recyclingtyp in ein immer besseres Licht. Ein zweiter Reisverschluss, durch welchen man den Schlafsack wie einen Latz aufklappen kann, erweitert die Nutzungsmöglichkeiten. Sollte der Schlafsack auch tagsüber zum Rückzugsort werden, klappt man ihn oben einfach ein wenig auf und erhält deutlich mehr Bewegungsfreiheit.

Auf die Packliste setze ich den Marmot schließlich, als ich seinen Aufbewahrungsbeutel bestaune. Mit diesem riesigen Aufbewahrungsbeutel suggeriert Marmot eine Bauschkraft, die ich unbedingt überprüfen muss. Der Kleine scheint so viel Loft zu haben, dass er einen Ruheplatz benötigt, welcher in etwa dem eines Mountain Equipment Classic 1000, einem Daunenschlafsack der auch bei -12 °C zuverlässig warmhält, entspricht. Da entsteht schnell großes Vorschussvertrauen auf die luftige Bauschkraft der Recyclingisolierung.

Begeistert stelle ich beim finalen Packen den Trestles Eco 30 meinen Wanderdudes vor, beide ihres Zeichens absolute Daunenverfechter. Ich werde milde belächelt. Man traut dem Marmot nicht viel zu. Aber ich bin gespannt auf den erstaunlich kleinen Kunstfaserschlafsack.

Der Ökoanspruch des Marmot-Schlafsacks passt zum obligatorischen Anspruch, auf Tour keine Spuren zu hinterlassen und so wenig Müll wie möglich zu produzieren. Die neue Eco-Serie von Marmot wird vollständig aus recyceltem Polyester hergestellt. Nur der Reißverschluss ist davon ausgenommen. Da nur ein Materialtyp eingesetzt wird, kann der Schlafsack zukünftig auch leicht wieder recycelt werden. So entsteht ein sparsamer Produktionszyklus, der im Gegensatz zu neuen Materialien weniger Energie, Wasser und Chemikalien verbraucht.

Insgesamt 6 Nächte warten auf uns. Die erste Nacht schlafen wir im Zelt auf circa 1800 m über Null. Es weht ein laues Lüftchen, das Thermometer zeigt 10 °C. Mit einem Baumwollinlet schlägt sich mein neuer Synthetikfreund ganz vorbildlich. Beim morgendlichen Verpacken im Zelt fällt mir ein weiterer Vorteil des Schlafsacks auf. Der Kompressionssack ist großzügig dimensioniert wird erst bei Bedarf mittels Gurten kleingezurrt. Mit einem zufriedenen Lächeln beobachte ich, wie angestrengt die anderen ihre Schlafsäcke in die kleinen Packsäcke stopfen. Erster Punkt für den Marmot.

Weiter geht es auf über 3000 m. Tiefer werden wir in den nächsten 4 Tagen nicht mehr schlafen. Was dies bedeutet, wird klar, als die Sonne hinter den Gebirgskämmen verschwindet. Das Thermometer und die gefühlte Temperatur fallen rapide in den einstelligen Bereich. Vorsorglich lassen wir das Zelt im Rucksack und übernachten in einer kleinen Schutzhütte. Das Wetter wird über Nacht rauer und das Thermometer fällt auf 1 °C. Leider kommt der Schlafsack jetzt schon an seine Grenzen. In Kombination mit meiner Isomatte Trail Lite von Therm-a-Rest ist die Grenze des Komforts schnell erreicht. Merinounterwäsche schafft erst einmal Abhilfe. Doch während die Daunenfraktion früh gut erholt aus ihren Federn steigt, kommen bei mir erste Zweifel an meinem Begleiter auf. Diese bestätigen sich in den nächsten, kälteren Nächten. Leider. Bei – 2 °C, also genau an der Komfortgrenze des Marmot-Schlafsacks, helfen nur noch Merinosocken, ein weiterer Merinopullover und eine Daunenjacke als zusätzliche Isolationsschichten.

In einer weiteren Nacht im Zelt auf gut 2100 m kann der Schlafsack die Kohlen leider auch nicht mehr aus dem Feuer holen. Bei 10 °C und einem etwas zügigerem Wind reicht sein Wärmepotenzial nicht aus, um ohne zusätzliche Isolation zu bestehen. Im Gebirge hat der Schlafsack sein Temperaturversprechen nicht eingehalten und damit in seiner Kernaufgabe versagt. Auch der recht enge Schnitt im Schulterbereich macht sich über die Einsatzdauer hin negativ bemerkbar.

Aber nach dem Test ist vor dem Test und so bekommt der Recyclingschlafsack eine zweite Chance. Diesmal als ökologisch vertretbare Backpackerdecke im Airbnb. Bei 15 °C im ungeheizten Altbau in Granada gibt sich der Marmot Trestles Eco 30 zum Glück keine Blöße mehr.

Die Verarbeitung des Marmot Trestles Eco 30 ist gut. Der Grundsatz, nur recycelte und vor allem leicht wieder recyclebare Materialien einzusetzen, ist vorbildlich und setzt den Schlafsack gegenüber konventionellen Konzepten ab. Leider sind die Temperaturangaben zu optimistisch und in der Realität nicht haltbar. Das geringe Gewicht und kleine Packmaß relativieren sich unter diesen Umständen wieder und machen den Marmot Trestles Eco 3 für den alpinen Einsatz uninteressant. Wer jedoch einen ökologisch vertretbareren Backpacking- oder Festivalschlafsack zu einem erstaunlich günstigen Preis von 159,95 € sucht, ist mit dem Marmot gut beraten.

+ Öko-Schlafsack aus 100 % recyceltem Polyester

+ für einen nachhaltigen Schlafsack sehr günstig

+ erstaunlich kleines Packmaß

+ oben aufklappbar

+ leichtgängiger Reißverschluss

– für meine Tour war er definitiv nicht warm genug, EN-Norm mit Vorsicht zu genießen!

– enger Schnitt im Schulterbereich

Trestles Elite Eco 30

Trestles Elite Eco 30

Grüner Öko-Schlafsack

zum tapir-store

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