Bikepacking
Moutainbiking heißt für uns: Bikepacking. Wir haben gern unseren gesamten „Hausrat“, also Bekleidung, mobile Schlafstätte samt Schlafsack und Isomatte, Hygieneartikel und sonstiges Equipment dabei, um unabhängig von der Infrastruktur zu sein – alles verpackt in geländetauglichen Packtaschen am Lenker, Rahmen und an der Sattelstütze. Der Vorteil gegenüber Tourentaschen für Radreisen ist, dass man mit Bikepacking-Taschen wirklich ins Gelände kann, da sie stabiler und schwerpunktoptimierter am Rad sitzen. So lässt es sich eben auch über Stock und Stein fahren – mit lässigen 3-Zoll-Reifen ein echter Genuss! Ein eventueller Nachteil oder zumindest wichtiger Planungsaspekt besteht darin, dass man weniger Packvolumen zur Verfügung hat. Bikepacking heißt also: Minimalismus! Leichter Schlafsack, klein verpackbare Isomatte, nur die nötigste Bekleidung, alles in Kompressionssäcken möglichst platzsparend untergebracht. Da man auf dieser Route relativ schnell in kleine oder größere Orte gelangt, entschlossen wir uns, auf beschwerliche Kulinaria zu verzichten und stattdessen am späten Nachmittag oder frühen Abend in Gaststätten einzukehren. Eine Notration Nudeln, Kaffee, Tee, Müsli und Milchpulver sowie Snacks für den Tag und gemütliche Abende hatten wir natürlich dabei, denn mit einem glücklichen Bauch fährt sich’s besser! Zum Übernachten haben wir aufgrund der erfreulichen Wetterprognose diesmal das Tarp gewählt, dazu zwei Aufstellstangen, auf die man aber auch verzichten kann, wenn man stattdessen Äste zum Aufstellen zu finden erwartet. Auf dem Weg liegen auch zahlreiche Schutzhütten, teils sehr neu, manchmal sogar mit Türen, in denen sich Notübernachtungen arrangieren lassen. Logisch: Leave no traces! Wer fast komplett auf Radgepäck verzichten möchte, kann abends auch die Ortschaften am Weg ansteuern. Hier lohnt sich allerdings ein bisschen Vorabplanung: Als wir uns eines Abends in Olbernhau mit pizzaschweren Bäuchen nur schwer vorstellen konnten, noch mal auf die Räder zu steigen, um einen abgeschiedenen Übernachtungsplatz zu finden, schauten wir online nach Pensionen – und wurden enttäuscht, da alles in unserem gewünschten Preisrahmen ausgebucht war!
Bergauf, bergab, bergauf, bergab …
Der Name „ErzGEBIRGE“ sagt es ja schon und eine Kollegin hat uns vor Reiseantritt auch noch mal extra darauf hingewiesen: Es geht ständig bergauf und bergab. Das muss man eben in Kauf nehmen, aber die Muskeln werden beim Radfahren glücklicherweise fast nebenbei trainiert. Trieben mir die Anstiege an den ersten Tagen noch Schweißperlen und Zornesfalten auf die Stirn, konnte ich am letzten Tag den Anstieg von Rehefeld nach Altenberg über den Kahleberg … naja, nicht direkt genießen, aber … mit deutlich mehr Entspannung meistern. Vor einer schönen Abfahrt lohnt es sich jedoch, sich zu versichern, dass man WIRKLICH auf dem richtigen Weg ist, sonst stellt man unter Umständen im Tal fest, dass man komplett woanders ist als geplant und ewig lange die gleiche Strecke wieder hochfahren muss. Nicht, dass uns das passiert wäre … 😉
… durch das Gelände
Auf unserer Karte war eine Radroute direkt verzeichnet, außerdem der Vermerk: „Einzelne Streckenabschnitte können eventuell nur mit geländegängigen Fahrrädern (MTB) zurückgelegt werden.“ Trotz einiger Asphaltkilometer unterschreibe ich diese Aussage, denn wenngleich ein gut ausgebauter Forstweg auch noch mit einem Trekkingrad befahren werden kann, wird es bei einigen geländigeren Abschnitten schon schwieriger bis unmöglich. Uns haben unsere Semi-Fat-Fahrräder die Möglichkeit gegeben, eine individuelle Route zu wählen, die ein bisschen mehr Abenteuer verhieß. (Hinweis auf unserer Karte: „[D]as Radfahren [ist] auf allen ausgewiesenen Wanderwegen erlaubt, sofern diese nicht ausdrücklich dafür gesperrt sind.“ Das betrifft vor allem die Skiwanderwege und wir haben uns daran gehalten.) Wer kein Mountainbike hat, findet im Erzgebirge zahlreiche Wegalternativen und Straßen, um ruppiges Gelände zu vermeiden. Die Ausschlilderungen waren zuverlässig. Vor allem der Kammweg, der jedoch in unserer (etwas älteren) Karte noch nicht eingezeichnet war, lässt sich stets gut finden.
Auf der Tour begegneten wir nicht übermäßig vielen Menschen – von den Städt(ch)en und deren näherer Umgebung mal abgesehen. Ein paar Wanderer/ Wanderinnen und Biker*innen waren unterwegs, aber wer entspannten Naturgenuss ohne kompletten Verzicht auf Infrastruktur erleben möchte, ist im Erzgebirge sehr gut aufgehoben. Weiterer Vorteil beim Reisen im Grenzgebiet: Wir mussten kein Geld tauschen, konnten auch in tschechischen Gaststätten und Läden mit Euro zahlen.
Erholt nach der kurzen Tour
Auch wenn die Tour quasi direkt vor der Haustür stattfand und nur wenige Tage dauerte: Ich war erholt. Kein Fernseher, kein Computer, nur der Lieblingsmensch als Gesellschaft, schlafen, essen, radfahren, all das bei bestem Wetter – mehr braucht es nicht, um Glückseligkeit zu tanken! Kleine Trips zwischendurch empfinde ich als sehr wertvoll und kraftspendend. Daher auch mein Tipp: Nutzt die freien Tage, sucht euch ein Ziel in der Nähe und fahrt oder lauft einfach los!
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