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Testbericht: Schlafsack Glacier 450 von Mountain Equipment

Testbericht: Schlafsack Glacier 450 von Mountain Equipment

Als ich vor einiger Zeit an meiner Trekkingausrüstung geschnuppert habe … stellte sich spontan heraus, dass in einem meiner Schlafsäcke irgendein insolenter Nager verendet sein musste. Zumindest war der unwürdige Geruch, der diesem Reisebettzeug entströmte, kaum anders zu interpretieren. Dies stimmte mich einigermaßen verdrießlich. So denn: Wie praktisch, dass justament die findigen Kollegen von Mountain Equipment ihrem Schlafsackprogramm eine zünftige Generalüberholung zuteil hatten werden lassen. Neue Schnitte, neue Materialien und neue Details, alles maximal progressiv, noch thermoeffizienter als je zuvor und in Zusammenarbeit mit diversen Laboratorien, Testinstituten, universitären Fakultäten und Bergsportlern entwickelt. Also direkt das Sortiment gescannt und eruiert, welche Schlafröhre es denn nun bitte für mich sein dürfe. Mein Anforderungsprofil war denkbar simpel und entsprach so ziemlich dem, was 80 % der Schlafsackinteressenten und /-innen bei uns im Ladengeschäft als Wunsch artikulieren:

Leicht soll er sein, natürlich klein komprimierbar, aber bitte universell einsatzfähig. Sprich: unter einem Kilo Gewicht wäre berauschend, gleichsam soll er, bezogen auf den Temperaturbereich, auch für Skandinavien im Frühling geeignet sein. Nach einigem Hin und Her war der richtige Schlafsack-Kandidat gefunden, der Glacier 450.

Zuallererst einmal der avisierte Einsatzbereich für kühlere, aber nicht extreme Bedingungen. Mit einer Komforttemperatur von -1 °C bis -8 °C bei einem Gewicht von gerade mal 980 g (Größe regular) eignet sich der Glacier 450 für so ziemlich alle Unternehmungen, die mich nach draußen treiben. Schottland im Winter, Norwegen im Frühling, Alpen im Herbst – immer mehrere Tage, nur mit Rucksack: geht problemlos!

Des Weiteren ist der Glacier 450 nach allen Regeln der Schlafsack-Ingenieurskunst konstruiert, ein echtes Alleinstellungsmerkmal! Ergonomisch geformter Fußbereich aus 6 Kammern, ergonomisch geformte Kapuze aus 5 Kammern, Trapezkammern auf der Oberseite, Schrägkammern auf der Unterseite, integrierter Wärmekragen, mit separatem Daunenkragen hinterlegter Reißverschluss, etc. pp. Da wurde mal so richtig an alles gedacht!

Besonders hervorzuheben ist zudem das wasserdichte Außenmaterial des Glacier 450 und seine alpine Schnittform. Der Schlafsack ist mit Absicht ein wenig enger und ergonomisch angepasst geschnitten, um effektiver zu isolieren. Hier galt es, herauszufinden, ob dies zu Lasten des Liegekomforts gehen würde.

Konstruktionsdetails

Nun also geht’s ans Eingemachte: Der geneigten und versierten Leserschaft sollen itzo die technischen Hintergründe der Leistungseigenschaften des Glacier 450 nahegebracht werden. Bei wem das auf eher mäßiges Interesse stoßen sollte, der überspringe getrost den folgenden Abschnitt!

450 Gramm feinste 90/10er-Entendaune mit einer Bauschkraft von 700 cuin verteilen sich geschmeidig auf 980 Gramm Schlafsack und garantieren, dass noch genug vegane Fleischpeitschen in den Rucksack passen. Woher kommt nun das hervorragende Verhältnis von niedrigem Gewicht und geringem Packmaß zu bestem Isolationsvermögen?

Kammerkonstruktion

Möglich wird dies u. a. durch die extrem innovative und fortschrittliche Kammerkonstruktion des Glacier 450. Im Bodenbereich kommen klassische Schrägkammern zum Einsatz. Das Material der Kammerwände ist extrem leicht, dennoch reißfest und lässt Luftzirkulation zwischen den Kammern zu. Diese Schrägkammern sorgen für sehr präzise Daunenverteilung, da die Daune relativ rigide am Verrutschen gehindert werden. Gleichzeitig berührt durch die schrägen Kammern das Außenmaterial zu keinem Zeitpunkt direkt das Innenmaterial, wenn sie aufeinander gedrückt werden: Kältebrückenvermeidung vom Feinsten! Beide Effekte werden auch durch die Trapezkammern auf der Oberseite erzielt. Hier sorgt die etwas weitere Kammerform jedoch zusätzlich dafür, dass die Daunen ihren Loft noch besser entfalten können und ein Maximum an Isolationskraft zur Verfügung gestellt wird. Im Vergleich zu V-Kammern bieten sie zwar etwas weniger Daunenkontrolle, da die  Trennwänden aber steiler sind und  ihre Anzahl geringer ist, wird Material eingespart, der Schlafsack ist leichter. Bei dieser Form der Schlafsackverkammerung wird folglich das optimale Verhältnis von Daunenverteilung, lückenloser Isolation und Gewichtseffizienz erreicht.

Zusätzlich wird jede Kammer individuell, gemäß dem für sie spezifisch ermittelten Anforderungsprofil, mit Daune befüllt. So bekommen die Kammern im Bodenbereich grundsätzlich weniger Daune zugeteilt, da diese durch den menschlichen Inhalt sowieso fast die gesamte Zeit über komprimiert werden und folglich wenig isolieren. Wozu dort also Daune verschwenden? Andererseits erhalten Kammern im Brust- und Fußbereich die volle Portion Daune, die Kammern im Schienbeinbereich mäßig viel. Nicht zu viel und nicht zu wenig, genial durchdacht eben!

Daune

Verwendet wird beste Entendaune aus Europa und China in höchster Qualität. Die klassischen Struktureigenschaften von Daune, also ihre Faserhohlräume und die dreidimensionale Verästelung, sind bei dieser Daune von gesunden, bis zu 2 Jahre alten Tieren, die in besonders kalten Regionen leben, noch stärker ausgebildet.

Übrigens: Das Mischungsverhältnis von Daune zu Federn liegt offiziell zwar bei 90/10, tatsächlich liegt es aber bei 93/7. Das ist darauf zurückzuführen, dass die der Messung zu Grunde liegende Skala nur Fünferschritte vorsieht. Es wird also aus formalen Gründen abgerundet. Auch die Angabe bezüglich der Fillpower ist eine Mindestangabe. Für den Glacier 450 bedeutet dies, dass die verwendete Daune mindestens über eine Bauschkraft von 700 Kubik-Inch verfügt, mitunter aber sogar über 800. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass die europäische Norm für den Bauschkraft-Test wesentlich restriktiver ist als z. B. die US-amerikanische. Heißt: 700 cuin im Schlafsack von Mountain Equipment bedeuten ca. 800 cuin im Schlafsack von Western Mountaineering.

Ähnlich komplex ist die Ermittlung der Temperaturangaben. To make a long story short: Die nach EN13537 zertifizierten Temperaturangaben sind der beste verfügbare Standard, jedoch nicht völlig frei von gewissen Unzulänglichkeiten und Mängeln. Dies liegt daran, dass im tatsächlichen Laborversuch nur ein verbindlicher Temperaturwert ermittelt wird, diverse Komfor- und Extremtemperaturangaben werden hingegen errechnet. Und diese Rechnung wird umso ungenauer und fehlerhafter, je tiefer die in Betracht gezogenen Temperaturangaben sinken. Die Abweichungen können bei einem Schlafsack mit 1000 g Daunenfüllung bis zu 15 °C betragen! Folglich ermittelt Mountain Equipment seine Temperaturangaben eher konservativ und immer auch erfahrungsbasiert. Dies führt dazu, dass einige Schlafsäcke nach EN-Norm eigentlich noch bessere Werte erreichen könnten, ME diese aber nicht berücksichtigt. Sehr seriös!

Um beim Thema zu bleiben: Wir kommen nun zu all den Details, die das Schlafen in einem Schlafsack erst wirklich schlafenswert machen und überdies auch so einiges zum Temperaturkomfort beitragen, ohne dass dies aber durch die formalen Bewertungskriterien adäquat wiedergegeben werden kann.

Kapuze

Da ist zuerst die äußerst intelligent konstruierte Konturkapuze zu nennen. Bekanntermaßen geben wir homo sapiens ja einen unverhältnismäßig hohen Anteil unserer Körperwärme über unsere schädelförmige Einsatzzentrale an die Umwelt ab. Dem wirken 5 separat anatomisch angepasste Kammern entgegen. Sie umschließen den Kopf perfekt, halten die Daune zuverlässig in Position und verhindern effektiv das Austreten von Wärme. Leichtgängige Kordelzüge außen UND innen ermöglichen die Optimierung der Passgenauigkeit, ähnlich wie bei der Kapuze einer Regenjacke.

Wärmekragen

Ergänzt wird dieses thermokapazitive Meisterstück durch einen dicken Wärmekragen. Dieser garantiert, dass die vom Torso erwärmte Luft im Schlafsack verbleibt und nicht über die Kapuzenöffnung entweicht. Cleveres Detail: Der Wärmekragen wird mit einem Magnetverschluss (Lode LockTM) fixiert, der „sich selbst findet“. Die beiden Schließelemente müssen, etwa bei Dunkelheit, nur in die ungefährer Nähe zueinander positioniert werden und *klick* – schon ist der Laden dicht! Die Bedienung gelingt jederzeit unkompliziert und schnell, es gibt keine störenden Klettverschlüsse und unbeabsichtigtes Öffnen ist nahezu ausgeschlossen.

Reißverschluss

Auch der Reißverschluss ist mit einem langen GeminiTM – Daunenschlauch hinterlegt, um über diese klassische Schwachstelle den Wärmeverlust möglichst wirkungsvoll zu minimieren. Diese spezielle Kammerkonstruktion ist wesentlich leichter und platzsparender als bisher angewandte Kammerformen. Die komplementär gearbeiteten, versetzt V-förmig ineinander liegenden Schlauchkammern haben zudem eine viel größere Kontaktfläche und isolieren so noch besser. Dass der Reißverschluss selbst nicht bis zu den Füßen herunter reicht, ist in diesem Kontext auch nicht unbedingt von Nachteil.

Fußteil

Das Fußteil ist ebenfalls anatomisch optimiert und bildet den Winkel, den die Füße bei Rückenlage einnehmen, möglichst exakt nach. Auch hier gilt es, die Daunenverteilung bestmöglich zu organisieren. Dies geschieht durch die Konstruktion eines trapezförmigen Fußteils aus 7 unterschiedlich geschnittenen Kammern. Diese umschließen den Fußbereich millimetergenau und positionieren die Daune genau dort, wo sie hingehört. Auch hier wurde die Konstruktion im Vergleich zu den Vorgängermodellen weiter verbessert. Einige Nähte konnten eingespart werden und die Daunenfüllmenge der einzelnen Kammern wurde erneut modifiziert.

Schnittform

Zu guter Letzt trägt auch die alpine Schnittform des Schlafsacks zur optimalen Thermoeffizienz bei: Gerade im Fußbereich neigen wir Menschen dazu, relativ wenig Wärme abzugeben. In der Folge wird dann in diesem Bereich weniger Wärme erzeugt und wir frieren schneller. Je weniger Raum also aufgeheizt werden muss, desto besser. Dem kommt der Alpine Fit zu Gute, da der Schlafsack hierbei einen ‚leichten Taper‘ besitzt, also knieabwärts ein wenig enger geschnitten ist. Dass der Schlafsack dadurch auch wieder leichter wird, soll hier nur der Vollständigkeit halber Erwähnung finden.

Material

Grundsätzlich sollte das Außenmaterial eines Daunenschlafsacks sehr leicht sein, damit es die Daune nicht beschwert und den Loft nicht dezimiert. Das Außenmaterial DRILITE®LOFTTMII ist jedoch nicht nur extrem leicht, sondern auch sehr reißfest. Außerdem ist es innen mit Polyurethan beschichtet und von außen imprägniert (Wassersäule: 1500 mm). Auf diese Weise ist, gerade bei feuchteren Umgebungsbedingungen, die wertvolle Daunenfüllung zuverlässig vor Nässe und damit vor der mit der Verklumpung einhergehenden Reduktion des Isolationsvermögens geschützt. Außerdem dringt Nässe – von außen, aber auch von innen! – nicht bis in die Kammerwände vor, welche daraufhin nicht als Kältebrücken missbraucht werden. Schließlich wird auch der Wasserdampf-Durchgangswert nicht dezimiert, da das Außenmaterial frei von Feuchtigkeit bleibt. Auf diese Weise wird die vom Schläfer abgegebene Transpirationsfeuchtigkeit problemlos wegvaporisiert. Ergebnis: optimal regulierter Klimakomfort im Schlafsack – alles bleibt trocken und warm!

Gerade all diese oft vernachlässigten Faktoren besitzen für den Schlafkomfort und auch das Isolationsvermögen eines Schlafsacks existentielle Bedeutung. Allerdings können sie bei den Labortests, in denen der Temperatur-Einsatzbereich ermittelt wird, nicht angemessen bewertet und berücksichtigt werden. Eine Testpuppe produziert nicht kontinuierlich Wärme sondern wird schlicht und einfach einmal vorgeheizt. Auch produziert sie keine Transpirationsfeuchtigkeit, welche das Kälteempfinden maßgeblich beeinflussen kann.

Der von Mountain Equipment vor einigen Jahren implementierte Down Codex® stellt einen der ersten Kontrollstandards für Daunenprodukte im Outdoorbereich dar und garantiert, dass Umwelt- und Tierschutz Priorität genießen. Im Rahmen des Zertifikationsprozesses wird die gesamte produktrelevante Lieferkette geprüft. Diese Überprüfung wird durch einen unabhängigen, seinerseits zertifizierten Inspektionsdienst durchgeführt, dem IDFL (Internationales Daunen- und Federn Labor). Dabei wird auf Bauernhöfen und Farmen, in Schlachtereien und weiterverarbeitenden Betrieben regelmäßig kontrolliert, dass die Tiere unter artgerechten Bedingungen in natürlicher Umgebung leben, stets Zugang zu frischer Nahrung und Wasser haben, Zwangsmästung und Lebendrupf absolut ausgeschlossen sind, die Daune als Nebenprodukt der Nahrungsmittelproduktion gewonnen wird und keine giftigen Lösungsmittel bei ihrer Reinigung verwendet werden. Sämtliche Prüfprotokolle und Testberichte werden veröffentlicht und sind dadurch unabhängig verifizierbar. Hinzu kommt, dass Mountain Equipment sämtliche Zulieferbetriebe von der Fair Wear Foundation hinsichtlich sozialer Standards und der Arbeitsbedingungen überprüfen und zertifizieren lässt. Auch diese Kontrollen werden durch externe Inspektionsdienste durchgeführt, passieren regelmäßig und sind sehr umfangreich und gründlich. Seit 2016 besitzt Mountain Equipment den „Leader Status“ bei Fair Wear.

Natürlich gibt es nach wie vor ethische, v. a. aber ökologische Fallstricke und Wiedersprüche. In Anbetracht des betriebenen Aufwandes muss ich jedoch konstatieren: Es ist nicht perfekt, aber es ist ziemlich weit vorne! Wer sicher sein will, dass überhaupt kein einziges Tier zu Schaden kommt, der muss einen komplett erdölbasierten Synthetikschlafsack wählen oder auf einen mit Wolle befüllten Schlafsack zurückgreifen und sich mit den damit einhergehenden Nachteilen hinsichtlich des hohen Gewichtes und des größeren Packmaßes sowie weiteren damit verbundenen Sekundäreffekten arrangieren.

Wohlan denn, haben sich all die vollmundigen Ankündigungen und distinguierten Beschreibungen bezahlt gemacht? Hat der Glacier 450 gehalten, was er verspricht? Auf unzähligen Touren seit Oktober 2017 konnte ich mir in der Beantwortung dieser Frage eine gewisse Sicherheit erarbeiten.

Mit einem Wort: Ja! Er hat!

Beim Glacier 450 handelt es sich um einen anmaßend ideal konstruierten Allroundschlafsack, der weder beim Gewicht noch beim Packmaß oder beim Temperaturkomfort enttäuscht. Er ist so klein, wie er aussieht – im Rucksack fiel er kaum weiter auf (Abmessungen: 25 x 20 x 17 cm). Weder Kondensfeuchtigkeit noch Tau oder Bierspritzer beeinträchtigen die Performanz. Die Daunen behielten ihren Loft konstant, Isolationskraft und Atmungsaktivität wurden nicht nennenswert eingeschränkt. Die Verarbeitung ist makellos und die Handhabung lächerlich unkompliziert. Selbst in der Unzurechnungsfähigkeit der Nacht oder im debilen Dämmerzustand der Bierseeligkeit geriet die Bedienung von Reißverschluss, Kordelzügen und Wärmekragen nicht zum Problem. Der Schlafkomfort ist hervorragend, Klima und Temperatur werden optimal reguliert und der Stoff auf der Innenseite ist traumhaft weich und anschmiegsam. Ein Rascheln bei unkoordinierter Bewegung im Schlaf war nicht zu vernehmen und die angegebene Komforttemperatur ist in der Tat eher zurückhaltend beziffert. Sämtliche Details sind penibel durchdacht und akkurat gefertigt. Nähgarn, Reißverschlüsse und Außenmaterial sind robust, reißfest und widerstandsfähig. Wir hatten ein Gruppenzelt damals in Arco: Wir haben es wirklich getestet! Wer hier jedoch auf Nummer sicher gehen will, kann gern die von Mountain Equipment angebotene 10-Jahres-Garantie freischalten (Registrierung: www.mountain-equipment.de/10-Jahre-Garantie). Wasserdichter Packsack mit Rollverschluss und Aufbewahrungstasche sind übrigens im Lieferumfang inklusive.

Zwar habe ich die von Mountain Equipment angegebene Extremtemperatur von -26 °C nicht ausreizen können, aber ich gedenke, dies unbedingt nachzuholen. Wenn nach ersten Erfahrungen der Temperaturbereich doch nicht ausreichen sollte, dann kann problemlos die „A good night’s sleep“-Garantie von ME in Anspruch genommen werden. Bis zu 30 Tage nach Kaufdatum wird der jeweilige Schlafsack beim Händler gegen das nächstwärmere Modell umgetauscht, gezahlt wird lediglich die Preisdifferenz.

Auch in Sachen Nachhaltigkeit gibt es nichts zu meckern. Der Down Codex von Mountain Equipment stellt eines der fortschrittlichsten Siegel für Daunenprodukte dar und die Fair Wear Foundation ist meiner bescheidenen Expertise nach eine der wenigen wirklich unabhängig agierenden und glaubwürdigen Organisationen, die mit der Zertifizierung sozialer Standards bei Zulieferbetrieben beauftragt sind.

Kommen wir nun zu den zwar spärlich gesäten, aber nichtsdestotrotz vorhandenen Einschränkungen. Mit einer Liegefläche von 190 x 75 cm und 50 cm Breite im Fußbereich ist er nichts für stattliche Burschen mit amtlichem Gardemaß und einem veritablen Bewegungsdrang. Mit anderen Worten: Carsten hatte KEIN gutes Gefühl!

… nun ist Carsten durchaus nicht unförmig, eher so vom Typ „wohlpräparierter Prachtkerl“, aber die alpine Passform war ihm dennoch schon ein wenig zu unbequem. Bei mir war es eher so, dass die Schnittform sich definitiv körpernäher anfühlte, aber die Bewegungsfreiheit aufgrund der insgesamt sehr ergonomischen Konstruktionsweise kaum beeinträchtigt wurde. Nun, … dazu haben wir ja unsere Liegefläche im Laden, also einfach reinkriechen und selbst merken!

Außerdem muss eins deutlich gesagt werden: Zwar verbessert die wasserabweisende Ausrüstung im Verhältnis betrachtet die Wasserdampfdurchlässigkeit, wie bereits erläutert. Absolut betrachtet schränkt eine solche Beschichtung die Geschwindigkeit des Feuchtigkeitstransportes durch das Material aber erst einmal grundlegend ein. Ein nicht wasserabweisend behandelter Schlafsack wird also immer atmungsaktiver sein als ein beschichteter. Dieser Unterschied macht sich jedoch logischerweise v. a. bei wärmeren Temperaturverhältnissen erst wirklich bemerkbar. Beim Glacier 450 ist diese leichte Einschränkung des Wasserdampfdurchgangskoeffizienten gewissermaßen implizit durch das Einsatzgebiet (niedrige Temperaturen: kalt!) entschärft.

Der horrende Funktionsumfang macht es fürderhin schwer, sich auf einen bestimmten Einsatzzweck für den Glacier 450 festzulegen. Ich denke, dass jeder an diesem Prachtstück seine helle und dauerhafte Freude haben wird, der bei eher frisch-kalten Außentemperaturen und aufmerksamkeitsbedürftigen Klimabedingungen längere Zeit auf anspruchsvollen Wegen draußen unterwegs ist, auch mal biwakiert oder booft und einen robust konstruierten Schlafsack zu schätzen weiß. Nicht geeignet ist dieser Schlafsack für absolute UL-Fanatiker, Tropenreisende, Arktisforscher und Hüttentourer. Alles, was sich innerhalb des durch diese Extreme abgesteckten Rahmen abspielt (er ist auch koppelbar), sollte problemlos und mit hohem Komfortgewinn mit dem Glacier 450 von Mountain Equipment praktizierbar sein.

Glacier 450

Glacier 450

469.9€

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