Gabriel mit längeren Ausführungen und dem Grund für seine Kaufentscheidung
Das Pace Jacket? Eine grandiose Jacke von Houdini – wenn man das möchte, was sie kann. Und was sie kann, ist ’ne vernünftige Menge!
Ich habe die Jacke bei mehreren Tagestouren mit moderatem Gepäck sowie im regnerischen und windigen Alltag getragen und geradezu fahrlässig misshandelt. Fazit hier schon mal: Das Ding ist extrem klein verpackbar, beeindruckend leicht und sehr, sehr tough. Das Außenmaterial hält auch intensiverer Beanspruchung stand und die Verarbeitung als makellos zu bezeichnen, ist mindestens angemessen.
Aber das eigentliche Alleinstellungsmerkmal ist die thermo-kinetische Performanz dieses Funktionswunders. Problem ist klar: Bei viel Bewegung kommt es auch während niedriger Außentemperaturen schnell zu mehr oder weniger eklatantem Hitzestau unter der Klamotte und dann schwitzt man. Gleichzeitig lassen es unterschiedlich miserable Wetterverhältnisse jedoch als notwendig erscheinen, einen gewissen Mindestschutz gegen durch kalten Wind bedingtes Auskühlen zu garantieren. Klassische Quadratur des Kreises also: Die Jacke soll vor Kälte/ Wind schützen, aber ich will nicht drin schwitzen, wenn ich bergauf steige. So, und das kann sie ganz formidabel!
Das Pace Jacket ist sehr windabweisend und isoliert aufgrund einer dünnen Mikrofleece-Schicht auf der Innenseite sogar etwas mehr als andere Softshells in dieser Gewichtsklasse. Damit sind nun explizit keine fetten Wintersoftshells gemeint – die sind zwar wärmer, aber auch deutlich schwerer und klobiger. Im Umkehrschluss besitzt das Material einen extrem hohen Diffusionsquotienten, der überschüssige Transpirationswasserdampf kann also hervorragend abdampfen. Für sämtliche aktiveren Fortbewegungsmodalitäten, sei es Bergsteigen, Fahrradfahren, Skitourengehen oder ambitionierter Skilanglauf, ist das Pace Jacket außerordentlich geeignet. Unnötig zu erwähnen, dass sich so ein Kleidungsstück auch hervorragend als Allround-Jacke auf längeren Reisen oder Auslandsaufenthalten anbietet. Nicht zu viel und nicht zu wenig eben.
Damit wäre das wesentliche Einsatzspektrum wohl ausreichend beschrieben. Es gibt aber aus meiner Sicht auch eine wesentliche Einschränkungen.
Zum einen ist mir völlig bewusst, dass bei dieser Funktionskategorie die Erwartung an wasserabweisende Eigenschaften des Materials nicht zu hoch sein dürfen. Weil: Dann war’s das mit dem Klimakomfort. Nichtsdestotrotz bin ich von den Materialien anderer Softshells aufgrund hoher Webdichte und effizienter Imprägnierung durchaus ein ganzes Stück mehr gewohnt, als ich es bei dieser Jacke bekommen habe. Bereits nach 10-minütigem Starkregen war die Jacke völlig und komplett durch. Und die darunterliegenden Schichten auch. Wasserabweisende Eigenschaften hat die Jacke also genau keine. Ob dies an der PFC-freien, ökologisch verträglichen Imprägnierung oder am leicht angerauten Materialfinish liegt, vermag ich nicht abschließend zu beurteilen. Das Resultat bleibt sich gleich: Auch leichter Regen stellt ein gewisses Problem dar (je nachdem, wie dicht die Unterwäsche ist).
Kommen wir nun aber zum eigentlichen Grund, der mich zum Kauf bewegt hat.
Passform und Tragekomfort sind wirklich phänomenal.
Wo sich „andere Softshells“ hinsichtlich technischer Eigenschaften (Verhältnis von „Atmungsaktivität“ zu „Winddichtigkeit“) ähnlich verhalten mögen, sind sie dem Pace Jacket nun aber in diesem Bereich völlig unterlegen. Der Schnitt ist sowohl funktionsoptimiert als auch entspannt. Das Material ist nicht auffallend elastisch, aufgrund der Konfektionierung gelingen aber auch akrobatische Bewegungsabläufe einschränkungsfrei. Lange, anatomisch vorgeformte Ärmel, ein gut abschließender Stehkragen- und Kapuzenbereich, passgenau konzipierte Schulter- und Brustpartien und ein etwas längerer, aber in keiner Weise störender Schnitt verhelfen dem Pace Jacket zu den vielleicht besten Trageeigenschaften, die mir je untergekommen sind. Dies wird unterstützt durch ein Material, welches sich sehr leicht, aber dennoch präzise und wohlkonfiguriert trägt.
Kurz und gut: Mir sind die allermeisten Softshells auf dem Markt viel zu eng und störrisch. So großartig kann man elastische Fasern gar nicht finden, dass am Ende nicht mal mehr eine dünne Fleecejacke unter die Softshell passen darf. Dazu sind viele der klassischen Softshellmaterialien ziemlich „schwergängig“: Formal zwar relativ leicht und stretchig, tragen sie sich letzten Endes doch eher bescheiden, einzwängend und unbequem.
Wenn ich also in Zukunft anspruchsvolle Touren, längere Reisen oder bewegungsintensive Wintereskapaden vorhabe, werde ich, ergänzt durch wahlweise Regen- oder Daunenjacke, voller Überzeugung zum Pace Jacket greifen. Klappt für mich!
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