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tapir Interview: Der direkte Weg – Sandra erzählt vom Eisklettern und Winterwandern

tapir Interview: Der direkte Weg – Sandra erzählt vom Eisklettern und Winterwandern

Ohne Sandra wäre im tapir nichts so, wie es ist. Sie ist leidenschaftlich offen und sagt, was sie denkt. Das bringt viel Schwung in die Bude und führt immer wieder zu längst überfälligen Veränderungen. Als Produkt-Chefin ist sie dafür verantwortlich, dass der tapir Webshop immer prall gefüllt ist; und in ihrer Freizeit ist sie gerne mit Pferd draußen unterwegs oder geht Eisklettern. Lernt Sandra kennen im tapir-Interview!

Guten Morgen, Sandra. Ich habe wilde Geschichten darüber gehört, wie es dich in den tapir verschlagen hat. Wie bist du hierher gekommen?
Durch ‘ne große Klappe und Lust an Streitgesprächen. Ich bin damals aus Australien zurückgekommen und fand, dass ein Inlett eine feine Sache ist für warme Regionen. Dann war ich aber als 1,56 m kleiner Mensch damit konfrontiert, dass es nur Inletts in 2,20 m Länge gab und dann habe ich mich im Laden darüber echauffiert was das eigentlich soll, dass das ja völliger Pfeffer sei! Der Kollege hatte lange und geduldig versucht, mir das zu erklären, bis wir uns dann geeinigt haben und ich das überlange Inlett mit 2,20 m gekauft habe. Naja, und danach kam die Frage, ob ich denn noch Zeit hätte, mal kurz mit ins Büro zu kommen. Schwuppdiwupp war ich dann im Personalgespräch und hatte meinen ersten Job. Das war eine Sache von einer Viertelstunde. Ach ja, das Inlett habe ich dann zu Hause einfach gekürzt …

 

Ganz schön schnell.
Ja, das war vor gut 25 Jahren, Anfang der 90er, als der tapir noch auf der Rosa-Luxemburg-Straße war. Da gab es noch nicht so viele Mitarbeiter im tapir.

An was für einem Punkt in deinem Leben standst du da damals?
Als ich im tapir angefangen habe, war ich noch Studentin und machte meine Ausbildung als Diplom-Sportlehrerin für Rehabilitationssport, Sporttherapie und Behindertensport. Darüber hinaus hat sich dann später eine Qualifikation als Reittherapeutin entwickelt und in diesem Bereich arbeite ich heute auch freiberuflich, neben dem tapir.

 

Kannst du uns ein bisschen was dazu erzählen?
Reittherapie ist ein sehr weites Feld, wo es von physiotherapeutischen, ergotherapeutischen, heilpädagogischen bis hin zu psychotherapeutschichen Ansätzen alles Mögliche gibt. Ich bin spezialisiert auf Klienten mit neurologischen Grunderkrankungen und auf die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen die in ihrer kognitiven oder sozial-emotionalen Entwicklung Unterstützung brauchen.

 

Geht es bei der Reittheraphie, wie du sie ausübst, eher um das allgemeine sich-Bewegen oder um den direkten Kontakt mit einem lebendigen, großen Lebewesen?
Hm, das lässt sich nicht so einfach beantworten. Bei den neurologischen Klienten steht natürlich die Bewegung im Vordergrund, da es vor allem darum geht, auf die vorhandenen neurologischen Muster Einfluss zu nehmen. Aber der Kontakt zum Tier macht natürlich auch was mit dir, gerade bei Langzeitpatienten.

 

Die Arbeit als Reittherapeutin ist dein Hauptbrot und tapir machst du noch nebenher?
Ja genau; seit zehn Jahren ist meine Tätigkeit als Reittherapeutin mein Hauptberuf. Im tapir bin ich, weil ich es schon viele Jahre mache und gerne hier bin. Und es ist vor allem auch ein schöner Themenwechsel. Die Arbeit als Reittherapeut ist wirklich sehr anstrengend, nicht nur körperlich, sondern auch im Kopf. Das könnte ich nicht 40 Stunden die Woche machen – man braucht einen Themenwechsel. Und hier im tapir ist es sehr angenehm, auch wenn man es mir nicht immer gleich ansieht. Ich bin ja doch auch gerne mal für mich und werde von Zeit zu Zeit borstig oder grantig, wenn zu viele Menschen um mich rum sind. Aber auch wenn man es mir nicht immer anmerken mag, ist der tapir ein Umfeld, in dem ich mich sehr wohl und wertgeschätzt fühle.

 

Wenn du schon seit 25 Jahren im tapir bist, hast du sicher schon die ein oder andere Station durchlaufen. Was hast du schon alles gemacht?
Letztlich ist es so, dass ich außer der Chefetage wohl alles durchprobiert habe. Als ich hier angefangen habe, hat ein tapir alles gemacht: Ware entgegengenommen, Ware ausgepackt und Ware einsortiert. Ware im Laden verkauft, Briefmarken auf Kunden-Infobriefe geklebt. Als wir auf die Karli umgezogen sind, habe ich kurz aushilfsmäßig den Einkauf übernommen und stand danach auch wieder viel im Verkauf. Mit der Webseite kamen dann die Online-Verantwortungsbereiche hinzu. Heute bin ich dafür verantwortlich, dass möglichst viele der Produkte, die wir haben, auch bei uns im Online-Store zu sehen sind.

Nach einer Kreativpause von 2002 bis 2008 bist du jetzt wieder im tapir. Warum?
Also es ist nicht, weil ich mir ein Leben ohne tapir nicht mehr vorstellen kann – allerdings ist ein Leben mit tapir für mich etwas sehr Schönes. Ich bin damals sehr unverhofft dazu gekommen, und habe mich von Anfang an im Team sehr wohl gefühlt, auch wenn es eine große Herausforderung gewesen ist.  Rando war der erste Arbeitgeber meines Lebens und er hat mich auch für den Rest meines Lebens diesbezüglich versaut – im positiven Sinne. Ich weiß die klaren Ansagen aus der Chefetage sehr zu schätzen, da wird nicht lange um den heißen Brei herum geredet. Wenn etwas gut läuft, wird das offen gesagt; läuft etwas schlecht, wird das auch klar benannt.

 

Ich finde auch, dass wir im tapir ein ziemlich direkter Haufen sind.
Schon. Wenn heute neue Menschen hinzu kommen und unsere hin und wieder raue Sprachkultur mitbekommen, kann das vielleicht auch erst mal etwas einschüchternd wirken. Mir hat diese Direktheit immer sehr gut gefallen, denn ich habe das Gefühl, dass ich immer offen sagen kann, wenn mir etwas nicht passt. Wenn ich Kritik übe, wird die ernst genommen, wenn ich Vorschläge habe, wird darüber nachgedacht. Als Mitarbeiter habe ich daher das Gefühl, dass ich aktiv mitgestalten kann. Und ich bin auch jemand, der den Mund aufmacht – wer nichts sagt, der wird auch nicht gehört. Da kann ich alle jungen Menschen nur ermutigen: Sagt, wenn euch was nicht passt oder ihr gute Ideen und Vorschläge habt!

Was machst du gerne draußen?
Alles was mit fliegen und Luft zu tun hat, ist schon mal raus. Ansonsten bin ich für ziemlich viel zu begeistern. Über das Draußensein freue ich mich prinzipiell immer. Wenn ich wählen darf, würde ich mir die Berge als Lieblingsgegend auswählen, wo ich gerne wandere und zum Eisklettern gehe. Meine Eltern hätten sich ruhig etwas mehr Mühe geben können, etwas näher an den Bergen zu leben und nicht im flachen Leipzig! Berge sind einfach viel zu weit weg vom sächsischen Flachland!

 

Wie schaut’s mit Kanufahren aus?
Och, ja. Wasser ist nicht so zwingend mein Element. Also Luft geht gar nicht und Wasser mit großen Einschränkungen. Aber Windsurfen ist toll!

Wenn ich an die Bergtour am Rysy denke, bist du mir auch als eine große Stütze des Teams in Erinnerung geblieben.
Winter in den Bergen ist etwas sehr schönes. Generell muss man in den Bergen sehr aufmerksam sein und an vieles denken. Ich habe schon viel in der Richtung gemacht, aber keine weltbewegenden Sachen. Am Karakorum war ich am K2, da hatte ich traumhafte Erlebnisse und furchtbar anstrengende Tage.

 

An was denkst du als erstes, wenn du jemandem Tipps für das Wandern in den Bergen im Winter geben möchtest?
Wenn man komplett unerfahren ist, dann sollte man immer jemanden dabei haben, der die Gegend kennt und viel Erfahrung hat, zum Beispiel einen Bergführer. Berge sind kein Spielplatz, gerade im Winter, und da braucht man dann einfach jemanden, der die Hänge kennt, die Lawinensituation und so weiter. Hilfreich ist es auch für den Anfang, Wege zu wählen, die mit Wintermarkierungen ausgestattet sind – da hast du dann nichts auf Steine oder Bäume Gemaltes, sondern lange Stecken, die bei hohem Schnee immer noch gut sichtbar sind. Und dann musst du dir trotzdem immer den Lawinenbericht anhören und ggf. bei der örtlichen Bergwacht nachfragen, wie die Wettersituation ist. Gut informiert zu sein, ist sehr wichtig.

 

Wie schaut es mit Ausrüstung für Winterwandern in den Bergen aus?
Egal zu welcher Jahreszeit, du musst immer darauf vorbereitet sein, dass das Wetter schnell umschlagen kann. Und auch wenn der Rucksack dann ein kleines bisschen schwerer ist, es gehört immer etwas Warmes zum Trinken rein, es gehört immer eine geladene Stirnlampe rein, eine Rettungsdecke, eine Daunenjacke oder ein Biwaksack. Und wenn es um das Übernachten geht, immer ein enger Winterschlafsack.

 

Warum eng?
Ein Winterschlafsack muss eng um dich herum anliegen, wie z. B. beim Mountain Equipment Iceline, weil du sonst zu viel Luft um dich rum hast, die du mit deinem Körper nicht aufgeheizt bekommst. Weite Schlafsäcke mit viel Beinfreiheit haben auf Wintertour meiner Meinung nach nichts zu suchen.

 

Kannst du konkret etwas für Wintertouren empfehlen, mit dem du gute Erfahrungen gemacht hast?
Als Backup für Wärme tendiere ich zwar zu Daune, mittlerweile gibt es aber auch ziemlich leichte Kunstfaserjacken, z. B. das Micro Puff Hoody von Patagonia. Superklein und nimmt kaum Platz im Rucksack weg. Was wir leider nicht da haben (wo wir aber sicher ran kämen), und was ich allen kaltfüßigen Damen empfehlen muss, sind Daunenfüßlinge für nachts im Schlafsack. Das ist das Geilste, was es gibt auf der Welt! Das ist für Wintertouren ein Must-have.

 

Wenn dir doch mal kalt ist: Welche Strategien hast du, um dich warm zu halten?
Das was keiner macht und was aber am effektivsten wäre, ist, sofort aufzustehen und draußen rumzurennen. Wenn es also ganz kalt ist, mache ich kurz vorm Schlafengehen das Sportprogramm und renne wie eine Bekloppte um das Zelt. Wer frierend in seinen Schlafsack geht, braucht viel länger, bevor er ihn warm bekommt. Wenn’s ganz furchtbar ist, dann eine unisolierte Edelstahlflasche mit heißem Wasser füllen, eine Socke drüber ziehen und mit in den Schlafsack nehmen. Das ist eine kleine Zentralheizung, die hält 4-5 Stunden warm.

Neben Wandern in den Bergen gehst du auch gerne Eisklettern. Was gibt es da zu beachten?
Auch beim Eisklettern haben wir jemanden vor Ort, der mit uns die Touren geht. Der kostet zwar ordentlich Geld, ist aber jeden Cent wert. Der weiß einfach wie sich seine Bergregion den Winter über entwickelt, wie die Schneeauflagen sind, ob es Schmelz- oder Frostperioden gab und ob dementsprechend Lawinengefahr besteht. Der weiß auch, wie die Eisfälle aufgebaut sind, ob die ordentlich verwachsen oder unterspült sind und vieles mehr. Das kannst du als Besucher von außen, der für eine Woche mal vorbeischaut, unmöglich wissen.

 

Wo geht ihr zum Eisklettern?
Wir fahren ins Pitztal, das Nachbartal vom Stubaital, nach Österreich. Ich habe auch mal darüber nachgedacht, ob wir unseren Guide überredet bekommen, mit uns auch andere Täler zu erkunden und einfach mal woanders hinzufahren.

 

Da würde er dann allerdings die Begebenheiten nicht so genau kennen, oder?
Genau, das ist etwas, das ich mit ihm unbedingt besprechen wollte.

 

Was ist denn so eine Tour, an die du dich immer wieder gerne erinnerst? Wo du denkst: “Das war eine geile Zeit.”
Da gibt es mehrere Touren. Ich war in Australien, in Nepal, in Pakistan, in Norwegen und Südamerika unterwegs und jede Tour hatte ihre eigenen schönen Momente. Aber die Extreme in Pakistan haben mich sehr fasziniert. Zum einen das Gesellschaftliche, dass du als Frau im Laden nichts bekommst, wenn nicht der Mann hinter dir steht und das abnickt. Das fand ich sehr beeindruckend und hat mich auch nachträglich sehr beschäftigt, wie ich mich da (als selbständige europäische Frau) verhalten musste, dass alles gut funktioniert. Und die K2-Tour war dann körperlich das extremste was ich bisher gemacht habe; aber das war natürlich der Irrsinn, vor diesen riesigen bekannten Bergen und Gletschern zu stehen und all diese Pässe in dieser unzugänglichen, nicht eben lebensbejahenden Stein- und Eiswüste zu laufen. Unfassbar schön und wirklich furchtbar liegen da ganz nah beisammen und als Mensch hab ich mich sehr klein und unbedeutend gefühlt … ich denke, dass waren sehr gute und wichtige Erfahrungen für mich.

 

Vielen Dank für das Gespräch Sandra.

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