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Testbericht: Mallorquinische Strände und österreichische Alpen – Ist der Tingri Lady von Hanwag ein echter Allrounder?

Testbericht: Mallorquinische Strände und österreichische Alpen – Ist der Tingri Lady von Hanwag ein echter Allrounder?

Für meine Test-Wandertour auf der schönen Insel Mallorca musste ein leichter Alleskönner her, bei dem ich auch die zu erwartenden warmen Temperaturen überstehen würde. So fiel mir der Hanwag Tingri Lady in die Hände, der als Lederschuh ein gutes Fußklima verspricht und somit direkt in meinem Koffer gelandet ist. Also, schnell meine Makke Pant angezogen, Schuhe an und Abflug auf die Insel!

Der Tingri Lady von Hanwag ist ein reiner Lederschuh, bei dem also keine Membran oder andere Kunstfasern verarbeitet werden. Das Besondere: Das Außenleder stammt von tibetisches Yaks, die für ihre Robustheit und Anpassungsfähigkeit bekannt sind. Das Leder ist extrem weich und hat eine angenehme Struktur, allerdings fallen auch viele Nähte auf. Mein erster Gedanke dabei: „Lässt sich schwer mit Wachs bearbeiten, um den Schuh und damit auch den Fuß vor Nässe zu schützen.“ … Ob’s stimmt? Wir werden sehen.

Das Leder wurde chromfrei gegerbt, also auf eine umweltfreundliche Art und Weise (Hanwag lässt sich in einem Video darüber auch ein bisschen in die Karten schauen). Ein Leichtgewicht ist der Schuh aufgrund des Materials natürlich nicht, kann sich aber mit 1.250 g (pro Paar) bei Größe 40 dennoch sehen lassen und ist damit kein „Klotz am Bein“. Das Sohlengummi kauft Hanwag von Vibram ein, was ein Rutschfestigkeit und Stabilität verspricht. An Spitze und Ferse wird die Sohle hochgezogen, womit das Leder zusätzlich geschützt werden soll.

In der Wanderschuhberatung immer ein Standard: erst mal eine Nummer größer probieren. Erstaunlicherweise gibt der Tingri Lady viel Platz, weswegen ich mich für den Schuh in Größe 40 entschieden habe, obwohl ich auch im Alltag eine 39,5 trage. Das könnte auch mit der nachgiebigen Oberfläche zusammenhängen.

Die Schnürung ist extrem flexibel und lässt sich sehr leicht anpassen. Die Schnürsenkel gleiten leicht durch die Ösen, wodurch sich der Schuh mit nur einem einzigen Zug sehr eng schnüren lässt. Kein Nachziehen und mühsames Schnüren; das gefällt mir auf den ersten Blick sehr gut! Das Leder ist sehr anschmiegsam im Bereich des Spanns, weshalb auch das Material mit keinerlei Einschränkungen aufwartet, sondern eine äußerst individuelle Anpassung ermöglicht.

Nach dem ersten Probieren geht es also auch gleich auf die erste Tour. Zu Beginn haben wir uns etwas Seichtes und Anfängertaugliches ausgesucht: wenig Steigung, hauptsächlich befestigte Wege und auch ein Stück Strandweg. Gleich wird deutlich, dass sich die flexible Sohle auszahlt: Auf den anfänglich geraden Strecken rollt der Schuh gut ab und hält, was er als Schuh der Kategorie A/B verspricht. Keine müden Füße, sondern eine schöne Unterstützung der normalen Laufbewegung. Auch in tiefem, weichem Sand machen sich die knapp 650 g am Fuß wenig bemerkbar.
Endlich geht es auch bergauf, worauf ich mich am meisten gefreut habe. Abseits der Wege über felsigen Untergrund suchen wir uns unseren Wanderweg, der uns und auch meinen Schuh herausfordert. Die Sohle gibt viel Halt auf den unebenen und felsigen Strecken. Auch auf etwas kleineren Tritten rutsche ich nicht ab, sondern komme zügig und leichtfüßig voran. Bergab muss ich die Schnürung ein wenig verändern, um weiterhin fest im Schuh zu sitzen und nicht nach vorn zu rutschen. Wie eingangs schon kurz erwähnt, lässt sich die Schnürung gut anpassen, weswegen ein festerer Halt schnell eingestellt ist. Anschließend gibt es auch bergab keinerlei Schwierigkeiten und ich komme ohne Rutschpartie oder Fehltritte wieder zurück. Nach drei Stunden kommen wir schließlich auf den ebenen, geraden Sandwegen an, bei denen ich mir nun doch etwas Leichteres an meinen Füßen wünsche. Zum Beispiel gar nichts. Bei mittlerweile 23 °C hilft auch das Leder nicht mehr im Kampf gegen heiße Füße, weswegen der letzte Weg des Strandes barfuß zurückgelegt wird.
Anschließend bummeln wir noch knapp zwei Stunden durch die Altstadt des nächstgelegenen Ortes, wodurch auch die Kopfsteinpflastertauglichkeit getestet wurde.
Ergebnis: Der Tingri Lady ist durchaus auch stadterprobt und für den Alltag geeignet, wenn man einen knöchelhohen, stabilen Schuh als Alltagsschuh mag.

Wie der Zufall so spielt, habe ich im Anschluss noch die Möglichkeit bekommen, den Tingri Lady auch in anderem Gelände – und zwar in den österreichischen Alpen – zu testen. Meistens war ich dann doch mit Snowboardboots unterwegs, aber an einem Tag kam mir die Idee, am Nachmittag nochmal mit der Gondel hochzufahren, um den Abend oben auf der Hütte ausklingen zu lassen. Was ich nicht bedacht habe: Die Gondel brachte mich zwar noch hoch, aber aufgrund der Schließzeiten nicht mehr runter.
Irgendwie musste ich dann aber natürlich wieder zurück, also ging es zu Fuß die Piste runter. Zum Teil war diese ziemlich steil, weswegen der Weg zwischen den planierten Pisten der sicherere für mich war. Mit ein paar Skistöcken als Hilfe ging es also zum Teil durch kniehohen Tiefschnee steil bergab.
Ich rechnete damit, dass ich spätestens nach 15 Minuten nasse Füße haben würde, da ich den Schuh im Vorfeld noch nicht gewachst hatte. Aber weder Nässe noch Feuchtigkeit drangen durch das Leder des Tingri Lady. Auch nach einer Stunde Abstieg war die einzige Nässe an meinen Füßen an den Knöcheln, an denen der Tingri Lady aufhörte und meine Jeans (erstaunlicherweise ;)) nicht dichtgehalten hatte.
Ich hatte einen sicheren Abstieg mit festem Tritt und ohne Ausrutscher, bis ich kurz vor Schluss bis zum Oberschenkel im Tiefschnee steckenblieb. Aber selbst die Minuten, die es dauerte, mich freizuschaufeln, hielt der Schuh Wärme und Trockenheit am Fuß bei. Wer also einen leichten Schuh für kurze Pistenwanderungen sucht, ist ebenfalls mit dem Tingri Lady gut bedient. Auch wenn ich für lange Wanderungen im Schnee einen wasserdichten Schuh bevorzugen würde, zeigt der Tingri Lady, dass auch ein Lederschuh kurzen Schnee-Eskapaden gewachsen sein kann.

Der Tingri Lady von Hanwag ist ein Alleskönner fürs leichte Gelände. Ist man eher in heimischem Bergland unterwegs, kann man kaum einen besseren Schuh finden. Fußklima, Tragekomfort und Verarbeitung sprechen hier für sich. Wer damit rechnet, auch Steigeisen benutzen zu müssen, sollte sich natürlich etwas Festeres suchen. Für meinen Hobbybedarf an Wanderungen oder auch als Herbst-/Winterschuh scheint der Tingri Lady alles mitzubringen, was man braucht. Allerdings ist er für meinen studentischen Geldbeutel doch eine große Investition – das chromfrei gegerbte Yakleder hebt den Preis im Vergleich zu anderen Schuhen in dieser Kategorie. Aber es lohnt sich! Bio-Yakleder, Vibramsohle und der angenehm komfortable Schnitt sind vom ersten Moment an angenehm zu tragen und bestechen durch hervorragende Verarbeitung.

+ robustes, aber sehr weiches und geschmeidiges Leder
+ rutschfeste Vibramsohle
+ wiederbesohlbar
+ flexible Schnürung für optimale Anpassung
+ stabiler Halt bei weichem Gehgefühl
+ chromfrei gegerbtes Bio-Yakleder
~ viele Nähte (die man im Inneren allerdings nicht spürt)
– stolzer Preis

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