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Testbericht: Eine spontane Liebeserklärung an das Fly Creek HV UL 1 Bikepack von Big Agnes

Testbericht: Eine spontane Liebeserklärung an das Fly Creek HV UL 1 Bikepack von Big Agnes

Liebe Radreisende: Es gibt einen erneuten Grund, aufgeregt zu sein! Denn wir haben ein Zelt, das eurer Bikepacking-Tour den letzten Schliff erteilt und euch die Möglichkeit gibt, eure Abenteuer mit dem Drahtesel auf mehrere Tage auszudehnen. So gehe auch ich seit einiger Zeit mit dem Gedanken schwanger, im Sommer eine längere Tour allein mit meinem Rad zu fahren, und habe nun die Möglichkeit bekommen, das Fly Creek HV UL 1 Bikepack von Big Agnes im Vorfeld zu testen.

Aber beginnen wir ganz vorn, nämlich beim Namen. Der ist in etwa so lang und unsexy wie das Wort Baustelleneinfahrtsschild, jedoch mit viel mehr Information gespickt. Das wichtigste in Kürze: Fly Creek ist der Name des Modells, wichtig zu wissen deshalb, weil Big Agnes eine ganze Reihe von Fly Creeks hat und deren Unterschiede sich im weiteren Verlauf des Namens erkennen lassen. HV steht für High Volume und suggeriert viel Platz und Bewegungsfreiheit in alle erdenklichen Richtungen, was ich an dieser Stelle einfach mal so stehen lasse. Hinter UL verbirgt sich der Begriff ultralight und ist immer ein guter Hinweis für alle Freunde und Freundinnen des leichten Gepäcks, hier glücklich zu werden. Die Zahl 1 gibt über die Anzahl der Personen Aufschluss, welche im Zelt Platz finden und mit dem Zusatz Bikepacking dürfen sich Zelte schmücken, deren Gestängesegmente sehr kurz ausfallen, um eine gute Befestigung am Fahrrad zu ermöglichen.

Und da sind wir auch schon beim Stichwort Gestänge. Dieses Wunderwerk aus Aluminium ( DAC Featherlite NSL) hat einen Durchmesser von 8,5 mm und die einzelnen Segmente sind kürzer als 30 cm. Dadurch schrumpft auch das Packmaß des gesamten Zeltes auf eine charmante Länge von 30 cm und man kann es ganz entspannt am Lenker befestigen, in den Rahmen hängen oder es auch ganz klassisch in einer Gepäckträgertasche verschwinden lassen. Letzteres ist an sich aber eigentlich gar nicht nötig, denn das Material der Hülle mit ihren vielen Befestigungsmöglichkeiten ist zum einen richtig fest und robust und zum anderen auch dank getapter Nähte wasserdicht.

Nächstes Stichwort Wasserdichtigkeit: Das Außenzelt hat eine 1.200-mm-Wassersäule aus 20 D Random Ripstop Nylon, welches von außen silikonisiert und von innen polyurethanbeschichtet und zusätzlich nahtversiegelt ist. Das separate Footprint wird aus einem polyurethanbeschichtetem Polyester hergestellt und kann sogar mit einer 1.500-mm-Wassersäule auftrumpfen. Der Boden des Innenzeltes besteht aus dem gleichen Material und verfügt über die gleiche Behandlung wie das Außenzelt. Der Rest des Zelts ist gebaut aus einem 20 D Random Ripstopp Nylon und einem 15 D Polyester Mesh – wohl der einzige Teil, der sich am Fly Creek HV UL 1 Bikepack nicht mit dem Attribut wasserdicht schmücken kann, dafür aber für eine gute Belüftung sorgt. Obendrauf sind im Lieferumfang 11 superleichte DAC-Aluminium-J-Heringe enthalten.

Der Aufbau des Fly Creek HV UL 1 Bikepack ist kinderleicht und sehr intuitiv. Das Gestänge ist bereits mit einer Gummischnur verbunden, sodass man nur noch die einzelnen Segmente zusammenstecken muss. Das so entstandene „Y“ ist am langen Ende farblich gelb markiert. Auch das Footprint und das Innenzelt sind an der für das Gestänge vorgesehenen Öse gelb markiert und zählt man eins und eins zusammen, hat man in Sekundenschnelle das Gestänge aufgespannt. Das Innenzelt wird von unten an das Gestänge geklippt und das Außenzelt einfach darüber geworfen. Voilà: Die so entstandene Mischung aus Tunnel- und Kuppelzelt ist einsatzbereit und bietet viel Platz und eine Menge praktischer Taschen, aber dazu gleich mehr …

Theoretisch ist das Zelt selbststehend; ziemlich cool, denn so kann man es nach dem Aufbau einfach nochmal hochheben und umsetzen. Spätestens dann würde ich aber trotzdem empfehlen, entweder das Gepäck im Inneren zu verstauen und oder das Zelt an den festinstallierten Abspannleinen mit den Heringen zu befestigen, damit es nicht bei der nächsten stärkeren Böe davongetragen wird.

Big Agnes hat sich ein paar pfiffige Besonderheiten einfallen lassen, speziell abgestimmt für die Übernachtungen auf einer Radreise. So gibt es zwischen Innenzelt und Gestänge einen Gummizug, unter den man seinen Fahrradhelm klemmen kann. Ergänzt wird das platzsparende Feature durch eine große Tasche am Fußende sowie zwei Taschen links und rechts in der Nähe des Eingangs, in denen man viel Equipment griffbereit verstauen kann. An der Decke des Innenzeltes gibt es einige Ösen und Aufhängungen, an denen zum Beispiel eine Lampe Platz findet.

Nun kommt der wohl schwierigste Teil einer jeden Expedition. Ist es heiß oder kalt? Regnet es oder ist ein klarer Sternenhimmel über euch? Wollt ihr noch mal mehr Gewicht sparen und einen Teil des Zeltes zu Hause lassen oder lacht ihr über 100 Gramm mehr? Das Fly Creek HV UL 1 Bikepack kann in unterschiedlichen Varianten aufgebaut und an die mannigfaltigsten Bedingungen angepasst werden. Tja, und wer die Wahl hat, hat die Qual. Hier die trockenen Zahlen und dazu die Bilder mit den verschiedenen Varianten:

  • Außenzelt: 294 g
  • Innenzelt: 319 g
  • Gestänge: 279 g
  • Zubehör (bspw. Heringe, Reparaturhülse): 150 g
  • Footprint: 142 g
  • Komplett: 1222 g

Ich war bisher mehrere Wochenenden in Leipzig und Umgebung mit dem Solozelt von Big Agnes unterwegs. Die extremen Tests in den Alpen stehen also noch aus, aber hier meine Erfahrungen bis hier: Der erste Gedanke, welcher wahrscheinlich allen in den Kopf kommt, die das Zelt zum ersten Mal sehen, ist die Frage nach dem Platz. Und der ist ausreichend vorhanden! Ich bin gute 1,87 m groß und hatte das Gefühl, Big Agnes hat das Zelt für mich designt. Wäre ich fünf Zentimeter größer, wäre ich wahrscheinlich nicht ganz so begeistert, aber so ist es für eine Person ideal. Der Grund für das angenehme Raumgefühl liegt demnach nicht in der Grundfläche, sondern ergibt sich vielmehr aus den steil emporragenden Seitenwänden. Nun gut, es ist und bleibt ein 1-Person-Zelt, das etwas mehr als ein Kilo wiegt. Zu denken, dass man darin eine coronakonforme Party mit zwei Haushalten unter Einhaltung der Abstandsregeln feiern kann, ist dann doch etwas naiv. Aber man fühlt sich im Gegenzug auch sicher nicht wie in einem Sarg und mit einer Innenzelthöhe von 97 cm kann man auch gut sitzen oder sich umziehen.

Neben der guten Höhe ist mir vor allem die Belüftung positiv aufgefallen. Die Zeltwand am Fußende besteht nämlich fast vollständig aus Meshgewebe, ebenso die oberen Hälften der anderen Wände, wodurch die Luft gut zirkulieren kann.

Einen ganz dicken Pluspunkt hat sich das Zelt durch den wirklich selbsterklärenden Aufbau verdient. Zwar habe ich in meinem Leben schon das ein oder andere Zelt aufgebaut, aber so richtig tief in der Materie stehe ich diesbezüglich nicht und war umso glücklicher beim ersten Aufbau. So freue mich schon drauf, das Fly Creek HV UL 1 Bikepack an meine Freundinnen und Freunde zu verleihen, ohne ihnen groß etwas erklären zu müssen.

In meiner Vorstellung sind freistehende und einzeln aufzubauende Innenzelte immer so ein bisschen wie Mikrowellenabdeckhauben: Sie suggerieren das Gefühl von Sicherheit, aber wirklich etwas bringen tun sie nicht. Naja, das hat sich jetzt nicht grundlegend geändert, aber ich habe das mal getestet und verstehe den Gedanken dahinter. Was an dem hier vorliegendem Innenzelt wirklich gut konzipiert ist, sind die Wände, welche nämlich in der unteren Hälfte die schlafende Person vor Wind schützen und ihr trotzdem in der oberen Hälfte eine gute Sicht auf die Sterne ermöglichen. Ach ja, und natürlich vor Mücken schützen. Also ich gebe zu, in sehr warmen und regenfreien Nächten wäre es eine gute Option, das Außenzelt zuhause zu lassen, bei der man zusätzlich etwas Gewicht sparen kann.

Zwei kleine Kompromisse muss man dann doch eingehen: Der erste ist das grelle Gelb am Boden des Innenzelts. Warum? In welchem Szenario ist das denn bitte von Vorteil, Big Agnes? Aber naja, belassen wir es dabei, sowas ist ja bekanntlich Geschmackssache und schränkt ja glücklicherweise die Funktion des Zeltes nicht ein. Den zweiten Kompromiss muss man mit der Größe des Vorraums eingehen. Dieser ist nämlich okay groß, aber eben auch nicht mehr. Für eine Fahrradtour finde ich das nicht schlimm, da die meisten Fahrradtaschen von sich aus wasserdicht sind und daher auch außerhalb des Zeltes geparkt werden können. Ist man jedoch auf einer langen Wanderung unterwegs, dann ist der Vorraum mit einem 50-Liter-Rucksack schon voll und wenn es dann noch den ganzen Tag regnet und man sich etwas zu essen kochen will, würde ich stark davon abraten, das im Vorzelt zu machen.

Was ich als neutral bewerte, ist der spezielle Gummizug für den Fahrradhelm. Der ist in etwa wie Koriander: Mal ganz witzig, aber auf Dauer dann doch eher nervig, und Platz für einen Fahrradhelm findet man dann doch meistens noch irgendwo im Vorzelt.

Das Einzige was ich mir noch wünsche, wären Spacer für die Montage am Lenker. Der Packsack des Zeltes kommt zwar mit drei Gurtbändern und einer Vielzahl an Befestigungsschlaufen daher, doch hat man immer das Problem, dass, wenn man die Riemen richtig anzieht, man wenig bis gar keinen Platz mehr für seine Hände hat. Oder dass das Zelt, wenn man einen kleinen Abstand lässt, um gut zugreifen zu können, locker hängt und bei jeder Unebenheit gegen das Fahrrad prallt. Ortlieb hat das bei ihren Handlebar-Packs mit den mitgelieferten Spacern für den Abstand besser gelöst, aber das ist nun wirklich Jammern auf hohem Niveau.

Ich bin ein absoluter Fan vom Fly Creek HV UL 1 Bikepack geworden. Es ist leicht, sehr klein verpackbar und kann durch sein gutes Raumangebot und die tolle Belüftung punkten. Der einfache Aufbau macht es auch für Zelt-Neulinge zu einem passenden Erstzelt. Es ist für mich, aus genannten Gründen, kein Allroundzelt und nicht für jeden Einsatzzweck geeignet. Zum Übernachten auf unterschiedlichsten Radtouren für eine einzelne Person dafür umso mehr!

+ geringes Gewicht und kleines Packmaß
+ gute Belüftung
+ einfacher Aufbau
+ angenehmes Raumgefühl
+ Packsack ist ideal, um
das Zelt am Fahrrad zu befestigen
+
an unterschiedlichste Wetterbedingungen anpassbar
kleiner Vorraum
Personen über 1,90 m sollten unbedingt vor dem Kauf Probe liegen
Spacer zur Befestigung wären noch ein netter Zusatz

Fly Creek HV UL 1 Bikepack

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